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Kurdologie


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Éditeur : Bibliothek Feqîyê Teyra Date & Lieu : 1994, Berlin
Préface : | | Pages : 224
Traduction : ISBN : 3-86093-066-4
Langue : AllemandFormat : 135x180 mm
Code FIKP : Liv. All. 3180Thème : Sociologie

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Kurdologie

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Kurdologie

Mit Beiträgen von :
Prof. Ulrieh Albreeht, Dr. Günter Behrend, Prof. Joyce Blau, Dr. Zaradachet Hajo, Dr. Ferhad Ibrahim, Dr. Johannes Meyer-Ingwersen, Stephan Libiszewski, Prof. Ronald Mönch, Yayla Möneh-Bucak, Dr. Golrnorad Moradi, Dr. Kendal Nezan Prof. Izzadin M. Rasoul, Ornar Sheikhmous, Şengül Şenol, Prof. Gerhard Stuby, Dr. Ismet C. Vanly.


Einleitung

Das Buch ist das Ergebnis zweier kurdologischer Veranstaltungsreihen, die gleichzeitig im Sommersemester 1993 an der Universität Hamburg und der Freien Universität Berlin stattfanden. Unabhängig voneinander gab es seit längerem an beiden Universitäten studentische Gruppen, die meinten, daß das Defizit kurdologischer lehre an bundesdeutschen Universitäten nicht länger hin zu nehmen ist.

Während an der Freien Universität immerhin regelmäßig Sprachkurse und hin und wieder ein Seminar über die Geschichte Kurdistans stattfinden, gab es in Hamburg wie an fast allen bundesdeutschen Universitäten nichts dergleichen. In Westeuropa kann Kurdologie nur in Paris studiert werden.

Kurdologischen Universitätseinrichtungen in Frankreich und Schweden stehen ein mühsames Einzelkämpfertum kurdischer Exilorganisationen, Menschenrechtsgruppen und engagierter Privatpersonen in Deutschland gegenüber.

Dabei gab es bis Mitte der 20er Jahre auch in Deutschland umfangreichere Studien. Doch seit dem Vertrag von Sèvres (1920), der Kurdistan auf die Nachfolgestaaten des Osmanischen Reichs aufteilte, fielen politische Entscheidungen gegen die Kurdistan-Forschung. Seitdem ist sie so aufgeteilt wie das land: Teilaspekte werden in Iranistik, Turkologie, Arabistik und Islamwissenschaft sowie in den Sozialwissenschaften behandelt. Heute wird der Kurdologie sogar der Wissenschaftscharakter abgesprochen, um zu verhindern, daß sie als eigenes Fach eingerichtet Wird. Daß dem nicht so ist, zeigt das vorliegende Buch: Einen Ausschnitt von Arbeiten zu Themen aus der Kurdologie.

Seit einigen Jahren rücken Kurdistan und die Kurdlnnen wieder zunehmend in das Bewußtsein einer internationalen Öffentlichkeit. Die großen Forschungslücken wurden wieder sichtbar, die Medienberichterstattung erwies sich als großenteils unqualifiziert. Es läßt sich nicht langer verdrängen, daß eine halbe Million Kurdlnnen in Deutschland leben – sie haben ein Anrecht auf eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihrer Situation. Inzwischen gibt es in zwei Bundesländern Schulen mit muttersprachlichen Unterricht m kurdisch, aber es gibt keine Lehrerlnnen mit Kurdologie-Examen. Hier hinken die Universitäten der Praxis hinterher.

Die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, die zu guten Te1len auf dem Rücken der etwa 20 Mio. KurdInnen ausgetragen werden, bestehen selbstverständlich nicht nur aus dem Kurdenkonflikt, aber sind ohne ihn nicht zu lösen. Wer sich mit dem Nahen Osten befassen will, kann einen der Hauptakteure nicht außen vor lassen.

In der Kurdologie werden neben den philologischen auch sozlal- und kulturwissenschaftliche Aspekte behandelt, die für den gesamten Nahen Osten von großer Bedeutung sind.

Während in Hamburg als Ergebnis der Bemühungen seitens der Kurdologie-AG ein Sprachkurs eingerichtet wurde, hat sich in Berlin nichts bewegt. Zwar eröffnete FU-Präsident Prof. Johann W. Gerlach "die Veranstaltungsreihe mit einer ermutigenden Rede. Die Absicht Kurdologie einzurichten, wurde innerhalb der Universität ernsthaft diskutiert, wie auch nochmal Vizepräsident Prof. Werner Väth in seiner Ansprache vor dem Symposium "Über die Zukunft der Kurdologie" deutlich machte. Seitdem
blieben jedoch Fortschritte aus. Inzwischen hat J.W. Gerlach die Ehrendoktorwürde der Universität Istanbul angenommen.

Der Sammelband ist nach Fachgebieten gegliedert. Am Anfang stehen politische, hochschulpolitische und wissenschaftliche Begründungen für die Einrichtung eines Studienfachs Kurdologie, wie sie mit dem Kurdischen vertraute Praktiker, der Hochschulrektor Ronald Mönch und der Orientalist Johannes Meyer-Ingwersen, auf dem Symposium der Veranstaltungsreihe vortrugen. Sodann folgen zwei Überblicke, einer über "Die Kurden" von Nezan Kendal, dem Leiter des ältesten Kurdischen Instituts in Paris, der andere über die Geschichte der Kurdologie von Joyce Blau, der einzigen Inhaberin eines kurdologischen Lehrstuhls in Westeuropa.

Weitere Beiträge vermitteln Einführungen bzw. fallbezogene Problemaufrisse aus kurdologischer Perspektive in die Gebiete Philologie (Neuere Dichtung, Sprache), Geschichte (Nationalismus, Mahabad-Republik), Soziologie (kurdische Frauen und Kemalismus, kurdische Immigrantlnnen in Deutschland), Internationale Politik (Rüstungsexporte, zwei Beiträge zur veränderten Lage im Übergang nach der Ost-West-Konfrontation, Wasserkonflikt), Internationales Rech/Völkerrecht (Aufteilung des Osmanischen Reichs; Menschenrechte, Selbstbestimmungsrecht und Minderheitenschutz).

Die Reihenfolge sagt nichts über die Relevanz. So liefert der Beitrag am Schluß von Gerhard Stuby grundlegende Informationen für alle, die sich für eine politische Lösung des kurdischen Konflikts interessieren. Anregend hierfür sind auch die Einschätzungen, die Ismet Cherif Vanly uns gibt; in sie ist ein ganzes Menschenalter voller Erfahrungen als Anwalt und Chronist des kurdischen Volks eingeflossen. Der Beitrag von Şengül Şenol ist schon deshalb hervorzuheben, weil sich sonst kaum jemand mit der spezifischen Situation kurdischer lmmigrantlnnen in Deutschland befaßt; ihre umfangreiche empirische Studie und deren sozialpädagogische Ergebnisse stellt sie hier zusammengefaßt dar. Direkt aus lrakisch-Kurdistan hingegen kam Izzadin Rasoul (Umversität Hawler/Arbi1), um uns m den Reichtum der neueren kurdischen Literatur einzuführen. Zaradachet Hajo liefert eine Übersicht über die kurdischen Dialekte und Schriftsprachen. Golmorad Moradi räumt mit einem antikommunistischen Stereotyp über die einzige kurdische Republik auf, die in Mahabad für kurze Zeit während einer historischen "Lücke" des Ost-West-Konflikts entstehen konnte. Yayla Mönch-Bucak stellt in Anknüpfung an feministische Debatten eine Frage, die in der Türkei wie in Deutschland tabuisiert ist: Wie hat sich der kemalistische, sog. "modernisierende" Kolonisierungsprozeß auf kurdische Frauen tatsächlich ausgewirkt? Günter Behrends Forschungsansatz der Nationalismusgeschichte führt zu einer interessanten Diskussion des kurdischen Nationalbewußtseins, die auch aktuelle Ereignisse kritisch zu beleuchten vermag. Die Politologen Omar Sheikhmous und Ferhad Ibraim legen ihre Einschätzungen über die geänderte Weltlage, insb. Hinsichtlich der UNO-Resolution zum Irak, und die Rolle der KurdInnen darin vor. Stephan Libiszewski nimmt sich des oft vergessenen ökologischen Problems an, zugleich die Lebensgrundlage: Der Konflikt ums Wasser in einer weitgehend entwaldeten Region. Der Konfliktforscher Ulrich Albrecht liefert
Details und praxisnahe Hinweise zu den deutschen Rüstungsexporten, dem in der Bundesrepublik Deutschland relevantesten Politikum bezüglich der systematischen Menschenrechtsverletzungen, Massaker und Vertreibungen der KurdInnen.

Wer sich für die AutorInnen näher interessiert, siehe "zu den Personen" am Ende des Buchs. Alle Vorträge - außer Vanlys - wurden von AutorInnen nochmals durchgesehen.

Wir danken allen, die das Zustandekommen der Veranstaltungsreihe und des Buchs ermöglicht haben: Ercan Ayaz, Heidi Wedel, Arend Wellmann, dem Außenamt der FU, den DruckerInnen und Mitgliedern des AStA-FU und allen, die mitgeholfen haben! Unser besonderer Dank gilt Matthias Dannel für seine spontane Zusage, das Layout dieses Buchs zu übernehmen. Ohne die Arbeit der weiteren Mitglieder der Hamburger Kurdologie-AG, S.B., Cony Gutstedt und Kamal Karim sowie von den BerlinerInnen Carsten Borck, Salim Hajy und Heike Steiler wäre das ganze Projekt nicht so geworden wie es nun als Buch vorliegt.

Sabine Atasoy, Siamend Hajo, Felix Weiland
Hamburg/Berlin, Juni 1994




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