Kurden und Kurdentum Erhard Franz Deutsches Orient-Institut
Bei der Beschäftigung mit der Materie erwies sich die Wiedergabe von Namen und Begriffen als ein Problem, das nur unbefriedigend gelöst werden konnte. Das Fehlen von einheitlichen Sprachnormen im Kurdischen und die Benutzung verschiedener Alphabete einerseits sowie die Verbreitung der Kurden in Staaten mit unterschiedlichen Verkehrs- (Staats-)sprachen und Schriften andererseits ließen keine konsequente Vereinheitlichung zu. Bei Namen und Begriffen aus nichtlateinschrift- lichen Sprachbereichen wurde daher in den Texten eine an die englische Schreibweise angelehnte Wiedergabeform gewählt, da sich diese auch im deutschen Sprachbereich bereits weitgehend eingebürgert hat. Lediglich ...
Inhalt
Vorwort / 4
Einführung: Übersicht zur Umschrift und Aussprache – Verwendete / 5 Toponyme und ihre Transkription Kurden: Kurde - Kurden - Verbreitung und Anzahl (Irak, Iran, / 11 Jordanien, Libanon, Syrien, Türkei, UdSSR, Westeuropa) Kurdentum: Kurdayetl - Kurdischer Nationalismus - Selbstbe- / 19 stimmungsrecht (Ethnocid, Genocid, Irak, Iran, Syrien, Türkei) Kurdisch: Das Kurdische - Literatursprache – Schriftsprache / 30 Kurdische Fürstentümer (19. Jahrhundert): Ardelan – Baban - / 37 Badinan - Bitlis - Botan - Hakkari - Soran Kurdische Organisationen: Entstehungsphase (1908 Kurdistan / 43 Ta'ali ve Terakki Jemiyeti, 1910 HSvt, 1918 Kurdistand Ta'ali Jemiyeti, 1922 Azadl, 1927 KhoibOn, 1942 Komala) - Gegenwart (Irak, Iran, Libanon, Syrien, Türkei, Westeuropa) Kurdische Persönlichkeiten (der Gegenwart in Auswahl): A-Z / 100 Kurdistan: Administrativ - ethnographisch - geographisch - / 131 politisch Nationalistische Kurdenaufstände: 1880 Shaikh 'Ubaidullah - / 134 1918/19, 1922-24, 1930/31 Shaikh Mahmud al-Barzinji - 1918-22 Isma'il Agha Shakak - 1925 Shaikh Said von Palu - 1930 Ihsan Nuri Pasha - 1937/38 Seyit Riza - 1946 Ghazi Mohammad Religion: Mystische Ordensbruderschaften (Naqshbandiya – mit / 145 Haqqa, I$ikcilar, Nurcu -, Qadiriya) - Sayyids - Shi'itische Kurden (Ahl-e Haqq, Alewiten Kizilbash) - Vorislamische Reli- gionsgemeinschaften (Christen, Juden, Yeziden) Religiöse Führungsfamilien und -Persönlichkeiten (19./20. / 161 Jahrhundert in Auswahl): Arvas Shaikhs (Abdülhakim) - Barzani Shaikhs (Ahmad) - Barzinji Shaikhs - Hizan Shaikhs - Nehri Shaikhs (Abdülkadir) - Palu Shaikhs - Saldi Nursi - Sa'id Ghazis - Talabani Shaikhs Soziale Strukturen: Soziale Organisationsmuster (Familie, Pa- / 173 trigruppe, Sippenverband/Klan, Stamm und Stammeswesen) — So- ziale Schichtung (’Asha'ir, Reyet) - Soziales Ansehen der Frau Stämme und Stammesführer (19./20. Jahrhundert in Auswahl): A-Z / 185 Verzeichnis neuerer Literatur (in Auswahl): Bibliographien - / 197 Schrifttum nach 1982 - Zeitschriften
EY RAQIB
Ey raqib her mawe qewmi Kurd ziman Nay ßikßnö daney topi zeman. Kes nelê Kurd mirduwe; Kurd zinduwe, Zinduwe qet nanewê alakeman.
Lawi Kurd hestaye ser pê wek dilêr, Sa be xûn nexşî deka tacî jiyan. Kes nelê Kurd mirduwe; Kurd zinduwe, Zinduwe qet nanewê alakeman.
Eme roley Midyaw Keyxusrewin, Dinmane, ayinmane Kurdistan. Kes nelê Kurd mirduwe; Kurd zinduwe, Zinduwe qet nanewê alakeman.
Eme roley rengi sûr û sorişin, Seyrike xûnawiya rabur duman. Kes nelê Kurd mirduwe; Kurd zînduwe, Zînduwe qet nanewê alakeman.
Lawî Kurdî hazir û amadeye, Giyan fidane, giyan fidane, giyan fidane. Kes nelê Kurd mirduwe; Kurd zinduwe, Zinduwe qet nanewft alakeman.
Feinde
Feinde, die Kurden leben noch immer. Selbst Bomben können sie nicht vernichten. Keiner soli behaupten, sie hätten aufgegeben. Sie werden weiterkämpfen, die Fahne hoch erhoben.
Die Kurden sind für die' Freiheit auf Barrikaden gegangen, haben Blut vergossen für ihr Land, haben ihr Leben gegeben. Keiner soll behaupten, sie hätten aufgegeben. Sie werden weiterkämpfen, die Fahne hoch erhoben.
Wir sind Kinder der Meder und glauben nur an Kurdistan. Keiner soll behaupten, Wir hätten aufgegeben. Wir werden weiterkämpfen, die Fahne hoch erhoben.
Wir sind Kinder der blutroten Farbe und der Revolution. Unsere Geschichte ist mit Blut geschrieben. Keiner soll behaupten, wir hätten aufgegeben. Wir werden weiterkämpfen, die Fahne hoch erhoben.
Wir sind Kurden und jederzeit bereit, für unser Land zu sterben. Keiner soll behaupten, wir hätten aufgegeben. Wir werden weiterkämpfen, die Fahne hoch erhoben.
Neben Palästinensern und Armeniern sind die Kurden im Vorderen Orient eine Volksgruppe, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder Aufmerk-samkeit erregte. Und da in keinem anderen Land außerhalb der Region so viele Kurden wie in der Bundesrepublik Deutschland leben, besteht hier ein besonders breites Interesse an den Kurden und der Kurdenfrage. Zu diesem Thema erschienene Veröffentlichungen lassen häufig mehr Fragen offen, als sie beantworten. Daher schien es angebracht, parallel zu den existierenden Publikationen ein Sachbuch zusammenzustellen, das über einzelne Aspekte unter Berücksichtigung verschiedener Standpunkte und Betrachtungsweisen informiert und das Zusammenhänge sowie Entwicklungen verdeutlicht. Die hierfür gewählte Anordnung des Materials in alphabetisch gegliederte Ober- und Unterbegriffe soll einen schnellen und gezielten Zugriff zu Einzelinformationen ermöglichen. Der Bezug der einzelnen Textteile untereinander wird durch Querverweise hergestellt.
Die politische Brisanz des Themas Kurdentum/Kurden mit seinen emotio-nalen Besetzungen auf den jeweils betroffenen Seiten verlangte eine besonders sorgfältige, vorwiegend auf nachprüfbaren Fakten beruhende Objektivität in der Darstellung. Hierbei wurde das Hauptgewicht auf politische sowie soziale Bereiche gelegt und die historische Dimension nur so weit berücksichtigt, soweit sie zum Verständnis von Entwicklungen bis zur Gegenwart nötig schien. Auf die Ursachen bestehender wirtschaftlicher Disparitäten zwischen Landesteilen mit kurdischer Bevölkerung und anderen Regionen eines Staates konnte in diesem Kontext nicht eingegangen werden, da ihre Untersuchung eigene Methoden und Erhebungen erfordert hätte.
Die "kurdische Gesellschaft" im Vorderen Orient durchläuft gegenwärtig eine Entwicklung in mehreren Richtungen. Ihre traditionelle Struktur ist nicht länger in der Lage, die ökonomischen Probleme und die sozia-len Umorientierungsbestrebungen zu bewältigen. Wirtschafts-, Klassen- und Nationalkampfideologien vermischen sich zu mannigfaltigen Varianten. Als Folge scheint die Identitätskrise der kurdischen Gesellschaft eher zu- als abzunehmen. Zur Verdeutlichung dieser Krise werden bei den Kurzbiographien kurdischer Persönlichkeiten gegebenenfalls auch diejenigen von namhaften Politikern kurdischer Herkunft in den nahöst-lichen Staaten mit kurdischer Bevölkerung angeführt.
Die vorliegende Arbeit basiert nicht nur auf einschlägiger Literatur und der Auswertung von Pressemeldungen sowie von inoffiziellem Schrifttum wie Pamphleten und Flugblättern, sondern auch auf zum Teil ausgedehnten Gesprächen mit Experten und Informanten, unter ihnen bekannte Personen der kurdischen Kolonie in Europa. Ihnen allen sei an dieser Stelle für ihre Bereitschaft und Geduld gedankt, mit der sie die Arbeit unterstützten. Meinen besonderen Dank verdient Gerda Max, die sich der mühevollen Aufgabe des Korrekturlesens und der äußeren Gestaltung unterzog.
Hamburg, im April 1987 Erhard Franz Einführung Einführung
Bei der Beschäftigung mit der Materie erwies sich die Wiedergabe von Namen und Begriffen als ein Problem, das nur unbefriedigend gelöst werden konnte. Das Fehlen von einheitlichen Sprachnormen im Kurdischen und die Benutzung verschiedener Alphabete einerseits sowie die Verbreitung der Kurden in Staaten mit unterschiedlichen Verkehrs- (Staats-)sprachen und Schriften andererseits ließen keine konsequente Vereinheitlichung zu. Bei Namen und Begriffen aus nichtlateinschrift- lichen Sprachbereichen wurde daher in den Texten eine an die englische Schreibweise angelehnte Wiedergabeform gewählt, da sich diese auch im deutschen Sprachbereich bereits weitgehend eingebürgert hat. Lediglich Stimmabsötze (arob. "ain und hamza) werden durch Apostroph (') angedeutet, und Zusammenziehungen von miteinander verknüpften Namens-teilen - außer in Verbindung mit "Alläh" -, werden aufgelöst (z.B. "Abd ur-Rahman", aber "Abdullah”). Weicht die verwendete Version erheblich von ihrer nichtlateinischen Schreibweise ab, so folgt beim ersten Mal ihrer Benutzung eine erläuternde Umschrift in Schrägstrichen (z.B. Reza /RidQ/). Idafa/Ezafet-Verbindungen werden als nachgesetztes i (arabisch/osmanisch) bzw. e (persisch) wiedergegeben (Sonderregelungen in kurdischen Dialekten vgl. Kurdisch: Anmerkung 8). Ausschließlich oder vorwiegend in lateinschriftlicher Version vorliegende Namen und Begriffe folgen der Vorlage. Hierbei treten die meisten Uneinheitlichkeiten zu Tage. Mehrere kurdische Persönlichkeiten sind in Europa unter einer den französischen Lautregeln des Alphabets folgenden Namensform bekannt geworden (z.B. Ismet Chferif Vanly), andere Namen und Bezeichnungen folgen der türkischen oder der kurdischen Variante des lateinischen Alphabets. Die Lautwerte einzelner Buchstaben des arabisch-persischen, des “türkischen" und des "kurdischen” Alphabets im Vergleich zum deutschen sind zur Orientierung in einer Übersicht zusammengestellt. Eine weitere Übersicht gibt die Transkription der in den Texten vorkommenden Toponyme (Ortsbezeichnungen und -begriffe) aus nichtlateinschriftlichen Ländern wieder, soweit für sie keine eingedeutschte Form vorliegt (wie dies der Fall bei Bagdad, Beirut, Kirkuk, Täbris, Teheran usw. ist).
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Erhard Franz
Kurden und Kurdentum
Deutsches Orient-Institut
Deutsches Orient-Institut Kurden und Kurdentum Zeitgeschichte eines Volkes und seiner Nationalbewegungen Erhard Franz
Deutsches Orient-Institut Hamburg 1986
Mitteilungen 30
Kurztitelaufnähme Franz, Erhard
Kurden und Kurdentum: Zeitgeschichte eines Volkes und seiner National bewegungen; Deutsches Orient-Institut. Hamburg, 1986. 204 S. (Mitteilungen; 30)
ISBN 3-89173-006-3
Copyright 1986 by Deutsches Orient-Institut, Hamburg
Das Deutsche Orient-Institut bildet mit anderen, überwiegend regional ausgerichteten Forschungsinstituten den Verbund der Stiftung Deutsches Übersee-Institut.
Dem Deutschen Orient-Institut ist die- Aufgabe gestellt, die gegenwartsbezogene Orientforschung zu fördern. Es ist dabei bemüht, in seinen Publikationen verschiedene Meinungen zu Worte kommen zu lassen, die jedoch grundsätzlich die Auffassung des Jeweiligen Autors und nicht die des Instituts darstellen. (870815-300-3800) "
ISSN 0177-4158
Kurdische Nationalhymne als Ausdruck des kurdischen Nationalismus. Entstanden in den 40er Jahren. Nationalhymne der 'Republik” von Mahabad im iranischen Kurdistan. - Übersetzung: Fouad Rasoul und Ferdinand Hennerbichler.