DIE MUNDART DER MUKRI-KURDEN
Im Verlaufe meiner in den Jahren 1901 bis 1903 ausgeführten Expedition nach Persien habe ich eine Reihe von persischen und kurdischen Mundarten des westlichen Iran untersucht, die sich in folgende vier Gruppen zusammenfassen lassen: 1. Mundarten der Provinz Fars, 2. die sogenannten "zentralen" Dialekte, 3. die Mundarten der Lur-Stämme, 4. die kurdischen Dialekte.
Inwieweit innerhalb der ersten beiden Gruppen des weiteren die gesammelten Materialien einzuteilen und zusammenzufassen sein werden, wird erst die eingehendere Bearbeitung zeigen. Daß die Mundarten der Lur-Stämme im wesentlichen zwei ver schiedene Typen aufweisen, habe ich in meiner Skizze dieser Dialekte in den Sitzungsber. d. Berliner Akad. d. Wiss. 1904, pag. 1 173 ff. dargelegt. Die auf persischem Gebiete gesprochenen kurdischen Mundarten teilen sich in drei große Gruppen, deren Verbreitungsgebiete an den gegenseitigen Grenzen zwar vielerlei allmähliche Übergänge und Verschmelzungen zeigen, die aber doch durch charakteristische Merkmale deutlich von einander geschieden sind. Die südlichste dieser Dialektgruppen bilden die Mundarten der Nomaden und teilweise auch der ansässigen Bevölkerung der heutigen Provinz Kirmanshah; die zweite Gruppe umfaßt die Mundarten der heutigen Provinz Kurdistan (Ardilan), ausschließlich des nördlichsten schmalen Landstriches, des Gebietes der Städte Bänä und Saqqiz nebst Umgebungen, dessen Idiome zur dritten Gruppe, dem sogenannten "Kirmanji" dem Dialekt der Mukri-Kurden in und um Soujbulaq und der ihnen verwandten Stämme gehören. Weiter nördlich vom Mukri Gebiete, etwa von Urmia an nordwärts, hausen in Persien nur vereinzelte Kurdenstämme, deren Mundarten zu den weiter westlich auf türkischem Gebiete gesprochenen in Beziehung stehen. Diese näher zu untersuchen, war mir leider nicht vergönnt...
Oskar Mann Berlin, im November 1905
|