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Yazidi: Gottes auserwahltes Volk oder die ‘Teufelsanbeter’ vom Jebel Sincar


Éditeur : Museum für Völkerkunde Wien Date & Lieu : 1998, Wien
Préface : Pages : 98
Traduction : ISBN : 3-901005-08-0
Langue : AllemandFormat : 165 x 210 mm
Code FIKP : Liv. all. Ste. Yaz. N° 6209Thème : Général

Yazidi: Gottes auserwahltes Volk oder die ‘Teufelsanbeter’ vom Jebel Sincar

Yazidi: Gottes auserwahltes Volk oder die ‘Teufelsanbeter’ vom Jebel Sincar

Axel Steinmann,

Karin Kren,
Eugène Wirth

Museum für Völkerkunde Wien


Zu ihm: Wer bist Dti! Der Pfau antwortete: Du bist Du und ich bin ich. Erzürnt ob solchen Hochmuts vertrieb Gott den Pfau. 40.000 Jahre mußte dieser rastlos umherfliegen, und als er sich schließlich wieder auf den Baum — den einzigen, den es gab — setzen wollte, fragte ihn Gott von neuem: Wer bist Du? Wiederum gab ihm der Pfau dieselbe Antwort. Und nochmals vertrieb Gott den Vogel.
Der Vorgang wiederholte sich mehrmals. Als der Pfau letzten Endes wieder zu dem Baum flog, saß dort bereits ein anderer Vogel: ffxlsn (ein weiterer bedeutender Heiliger der Yazidi, der deutliche Züge des assyrischen Mondgottes Sina aufweist. Die Figur des Shaykhs selbst geht auf den historischen Shaykh Hasan bin ‘Ali al-Basri zurück).
Nun sprach fex/wzum Pfau: Der Vogel, der Dichfragte, wer Du bist, ist Gott. Wenn er wiederkommt und Dich fragt, wer Du bist, dann antworte: Du bist Du, und ich bin von Deinem Lichte. 'Der Pfau tat, wie ihm geraten und durfte von da an bei Gott auf diesem ewigen Baum, der von den Yazidi dara herbere genannt wird, bleiben.
…..

Axel Steinmann, Kurator, Orient-Abteilung, Museum für Völkerkunde Wien.


Inhalt

Prolog / 5

Gewähltes Leben: Die Yazidi vom Jebel Sinjar / 13
Axel Steinmann

Mythologie, Kult und zwei heilige Bücher der Yazidi / 35
Celile Celil

Bei den Yazidi im Jebel Sinjar / 57
Eugen Wirth

Epilog / 79


PROLOG

Seit alter Zeit lebten diese merkwürdigen Menschen in vergessenen Steppengebieten und versteckten Gründen ureinsamer Gebirge ihrem düsteren und unheimlichen Glauben, kein Fremder wußte darum. Erst um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts kam Kunde über sie und ihre seltsamen Bräuche nach Europa durch zwei kühne Forscher, Layard und Badger. Von da ab wurden die entlegenen Jezidendörfer Ziel so manches anderen unerschrockenen und wißbegierigen Reisenden. Mehr oder weniger glaubwürdige Berichte waren das Ergebnis dieser Besuche.

Dennoch gelang es keinem, den Urgrund und die dunklen Tiefen der Religion ganz zu erforschen. Der gebetgewohnte Mund der “Verehrer des Teufels” blieb ebenso stumm auf die neugierigen Fragen der Fremden, wie auf die Drohungen der Feinde, die sie von allen Seiten bedrängten. Und da auch im Orient keiner Genaues in Erfahrung zu bringen vermochte über jene Religion, so ward ihr Übelstes angedichtet: Den Teufel beten sie an, den Feind Gottes und der Menschen!

Die anderen Religionsgemeinschaften aber, die den Teufel hassen und fürchten als den von Gott verstoßenen bösen Engel, entsetzten sich vor jenen und nannten sie Teufelsanbeter.

Da brach Unheil herein über die friedlichen Bauern. Kampf, Trübsal, Massenmord zerschmetterten ihre Kraft und vernichteten ihren Wohlstand.

Gewähltes Leben: Die Yazidi Vom Jebel Sinjar

Axel Steinmann

Vom Islam nicht, wie Juden oder Christen, mit dem Status der ‘Völker des Buches’ — arabisch ahl al-kitäb — bedacht, fand ein Teil der einst von Südarmenien über Ostanatolien bis Nordwestsyrien verstreut lebenden Yazidi Zuflucht am Fuß der kurdischen Berge Nordiraks: im Shaykhan-Distrikt, ihrem religiösen Zentrum nordöstlich vonMosul, vor allem aber auf dem Jebel Sinjar, etwa 160 Kilometer westlich von Mosul, ohne daß man die historischen Umstände der Besetzung dieses kleinen, aus dem steini¬gen Steppengrund einsam und isoliert sich erhebenden Bergrückens am Nordrand Mesopotamiens genau fassen könnte.

Dort, mitten in dem abweisenden Kalkgebirge, dessen höchste Erhebung, der Qel Mera, 1460 Meter erreicht, schufen sie, um zu bleiben, was sie waren, eine Kulturlandschaft mit äußerst intensiver Nutzung. Überall, wo es das Relief erlaubte, leg¬ten sie in den krummen Schluchten und Falten des Jebel Sinjar, kurdisch Qiyaye Singale, durch Lesesteinmauern abgeteilte, sorgsam gepflegte kleinparzellige Gärten (bustan) an, die sich in vielen Terrassen den Hang hochzogen und durch ein kunstvolles System von Bewässerungsrinnen mit Quellwasser versorgt wurden. Diese Wasserressourcen ermög¬lichten den Yazidi die landwirtschaftliche Produktion (Gemüse, Cerealien, Trauben, Feigen und Tabak) und bildeten zugleich die Voraussetzung für die Errichtung perma¬nent bewohnter Siedlungen und eine seßhafte Lebensweise. Daneben widmeten sich einige Yazidi-Gruppen vornehmlich der mobilen Kleinviehhaltung (Schaf, Ziege).

Abseits der großen Handelswege und urbanen Zentren bot diese Naturlandschaft aufgrund ihrer Unzugänglichkeit den Hirten-Bauern, deren synkretistische Religion sich sowohl vom Christentum als auch vom Islam stark unterschied, ideales Asyl und erlaubte ihnen zugleich, trotz ihrer politischen Schwäche, ein Leben in größtmöglicher Unabhängigkeit von der ihnen feindlich gesinnten Außenwelt zu führen und sich mit den Ressourcen ihres Landes zu begnügen. Die meisten Yazidi kamen niemals aus dem engeren Bereich ihres Dorfes heraus. Selten betrieben sie Handel; der externe Austausch von Waren erfolgte einzig über Balad Si njar, ihrem am südlichen Gebirgsrand gelegenen…


Axel Steinmann,
Karin Kren,
Eugène Wirth

Yazidi: Gottes auserwähltes Volk oder die
‘Teufelsanbeter’ vom Jebel Sinjar, Irak

Museum für Völkerkunde Wien

Museum für Völkerkunde Wien
Yazidi: Gottes auserwähltes Volk oder die
‘Teufelsanbeter’ vom Jebel Sinjar, Irak
Axel Steinmann,
Karin Kren,
Eugène Wirth

Impressum
Yazidi. Gottes auserwähltes Volk
oder die ‘Teufelsanbeter’vom Jebel Sinjar, Irak
Katalog zur Sonderausstellung
30. April bis 27. September 1998
Museum für Völkerkunde Wien
1014 Wien, Neue Burg

Herausgeber
Axel Steinmann
Karin Kren

Fotos
Eugen Wirth

Gesamtherstellung
A. Holzhausens Nfg. GmbH
Universitätsdruckerei und Verlag
ISBN 3-901005-08-0
Alle Rechte Vorbehalten
© 1998 Museum für Völkerkunde Wien und die Autoren

Gottes auserwähltes Volk
oder die ‘Teufelsanbeter’ vom
Jebel Sinjar, Irak
Museum für Völkerkunde Wien

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