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Studien zur yezidischen Religionsgemeinschaft, Yezidische Helden


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Éditeur : Dengê Êzîdiyan Date & Lieu : 2011, Oldenburg / Germany
Préface : Pages : 350
Traduction : ISBN : 978-3-9810751-4-5
Langue : AllemandFormat : 135x205 mm
Code FIKP : Liv. Al.Thème : Général

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Studien zur yezidischen Religionsgemeinschaft, Yezidische Helden

Studien zur yezidischen Religionsgemeinschaft, Yezidische helden

Dieses Motiv des couragierten Handelns findet sich in der yezidischen Theologie wieder und erklärt wohl auch, dass die die yezidische Religionsgemeinschaft trotz zahlreich erlebter Pogrome noch heute existiert. Ihr selbst gebührt Heldenstatus.

Helden stehen stellvertretend für das, was in einer Gesellschaft als vorbildlich gilt und dem Allgemeinwohl zugutekommt. Insofern dienen sie als Leitbilder und Identifikationsfiguren. Die yezidische Helden haben gemeinsam, dass sie mit Tapferkeit und Klugheit einen unbeugsamen Kampf gegen die Ungerechtigkeit geführt haben. Sie gehören damit zum existenziellen geschichtlichen Erbe und Gedächtnis der Yeziden.

Leider haben die yezidischen Helden, die immer auch im Kampf für das Kurdentum ihre Taten begangen haben, keinen Einzug in die bisherige kurdische Geschichts-schreibung gefunden. Traurig macht die Tatsache, dass nicht selten fehlgeleitete muslimisch-kurdische Fürsten sich an der Verfolgung und der Ermordung der Yeziden beteiligt haben. Dies hat dennoch die Yeziden nie in ihrem Festhalten an ihre ethinische Identität und dem Glauben an einem freien Kurdistan erschüttert.



VORWORT

Dieses Buch ist das Ergebnis einer Tagung, die am 28. und 29. November 2009 in Oldenburg stattfand. Das Thema lautete: "Yezidische Helden, Führer und Persönlichkeiten". Eingeladen hatte der Bildungsausschuss des Yezidischen Forums. Aus den Referaten der zahlreichen Autoren wurden die Berichte dieses Buches. Das zentrale Thema ist die heldenhafte Rolle früherer weltlicher und geistlicher Würdenträger, die sich mit ihren Kämpfern den Vernichtungsfeldzügen der muslimischen Nachbarn entgegenstellten.

Es sind dies Geschichten von Helden wie die des Fürsten Ali Beg, der sich auch in der Gefangenschaft einer Zwangsislamisierung widersetzte und so den Tod vorzog. Ein wichtiger Charakterzug der im Buch geschilderten Persönlichkeiten - Mut, Courage - findet sich in der yezidischen Theologie wieder, und so erklärt es sich wohl, dass die yezidische Religionsgemeinschaft trotz der zahlreichen Pogrome noch heute existiert. Ihr selbst gebührt Heldenstatus.

Mut allein reicht jedoch nicht hin, er muss sich mit Klugheit paaren. Im heutigen Sprachgebrauch: Courage ist gefragt, aber auch Realitätssinn, richtige Einschätzung der eigenen und der gegnerischen Stärken und Schwächen, aber auch die Fähigkeit, die potentiellen Mitstreiter zu überzeugen. Das ist nicht nur eine Frage der Rhetorik.

In dem ebenfalls vom Verlag Dengê Êzidiyan herausgebrachten Buch „Yezidentum - Religion und Leben" von Chaukeddin Issa wird eine Episode aus dem Leben des yezidischen Reformators Sheikh Adi berichtet, die beispielhaft für die Fähigkeit steht, durch Handeln zu überzeugen:

Sheikh Adi saß in Lalish im Kreis seiner Gemeinde. Er teilte ihr mit, dass gleich ein Fremder kommen und ihn mitnehmen würde, die Gemeinde solle jedoch nichts unternehmen. Kurze Zeit darauf kam tatsächlich ein groß ge-wachsener arabischer Mann, packte Sheikh Adi und schleppte ihn gewaltsam mit sich fort. Die Gemeinde hielt sich an die Anweisungen ihres Meisters und blieb passiv. Etwas später betrat Meme Reshan, einer der engsten Vertrauten des Sheikhs, den Raum und fragte nach Sheikh Adi. Als er erfahren hatte, was geschehen war, fragte er vorwurfsvoll: „Er mag euch ja gesagt haben, dass ihr nichts unternehmen sollt, aber wie konnte euer Gewissen die Sheikh Adi zugefügte Ungerechtigkeit ertragen?" Meme Rechan eilte hinaus und befreite Sheikh Adi aus den Händen seines vermeintlichen Entführers.

Helden sind die Personifizierung der Eigenschaften, die in einer Gesellschaft als vorbildlich gelten. Sie sind Leitbilder für die Nachwelt und Identifikationsfiguren. Die yezidische Helden haben gemeinsam, dass sie mit Tapferkeit und Klugheit unbeugsam den Kampf gegen Unrecht und Verfolgung geführt haben. Sie haben damit für das geschichtliche Erbe, das historische Gedächtnis der Yeziden, eine existenzielle Bedeutung.

Bemerkenswertist,dass dieyezidischen Helden,die ihren Kampf auch stetsfür das Kurdentum führten, keinen Einzug in die kurdische Geschichtsschreibung gefunden haben. Auch können wir nicht verschweigen, dass sich nicht selten fehlgeleitete muslimisch-kurdische Fürsten an der Verfolgung und der Ermordung der Yeziden beteiligten. Dennoch blieben sich die Yeziden stets ihrer ethnischen Identität bewusst und ließen sich in dem Glauben an ein freies Kurdistan nicht erschüttern.

Dem Bildungsausschuss des Yezidischen Forum und allen voran dessen Vorsitzendem Dr. Esker Boyik ist es zu verdanken, dass erstmals in der yezidischen Geschichte eine Tagung eigens über yezidische Helden veranstaltet wurde und viele wichtige Referenten hierfür gewonnen werden konnten.

Große Anerkennung gebührt der gewaltigen Übersetzungsleistung und redaktionellen Überarbeitung von Chaukeddin Issa. Es ist sein Verdienst, dass dieses Buch heute in deutscher Sprache erscheint. Hierzu hat Bernd Lehmann wie bei vielen unserer deutschsprachigen Publikationen einen wichtigen Beitrag mit seiner kritischen Lektüre geleistet.

Das vorliegende Werk soll nicht als abschließende Dokumentation ver-standen werden. Die yezidische Geschichte ist reich an bemerkenswerten Persönlichkeiten. Es gibt hier viel zu erschließen. Einige Beiträge dieses Buches werden noch vertiefend überarbeitet, an ihnen soll mit weiteren Studien über die Helden angeknüpft werden.

Dieses Buch ist den Yeziden vom 14. August 2007 gewidmet, die dem größten Anschlag im Irak nach dem Sturz des Saddam-Regimes zum Opfer fielen. Es sind mehr als 500 Menschen gewesen, deren Leben der Terror beendete. Die Zahl der Verletzten geht sicher darüber weit hinaus. Die Verfolgungsgeschichte der Yeziden, im Buch eindrücklich geschildert, setzt sich in der Gegenwart fort.



Geleitwort des Übersetzers

Als ich vom Bildungsausschuss des Yezidischen Forums in Oldenburg ge-beten wurde, für dieses Buch Beiträge zusammenzustellen und zu übersetzen, hatte ich - zugegeben - durchaus gemischte Gefühle. Das lag zum geringeren Teil daran, dass ich zwei Berufe habe, also schon gut beschäftigt bin: Ich bin Eisenbahner und zugleich Dolmetscher und Übersetzer. Aus der Erfahrung heraus war mir klar, dass hier keine leichte Aufgabe auf mich wartete. Denn die Berichte stammen aus verschiedenen Regionen unserer Heimat Kurdistan mit ihren Dialekten, die ebenso verschieden sind wie in anderen Ländern auch - etwa das Plattdeutsche und der bayerische Dialekt. Nur: In Deutschland gibt es eine sogenannte Hochsprache. Es blieb den Kurden verwehrt, eine solche Sprache in Wort und Schrift zu entwickeln.

Man kann es zu Recht als Tragödie eines Volkes bezeichnen, was sich hier in Jahrhunderten zugetragen hat: Die Araber, Türken und Perser haben nicht nur die Region, in denen die Kurden lebten und die wir Kurdistan nennen, unter sich aufgeteilt und die meisten Kurden zwangsislamisiert. Sie ließen es auch nicht zu, dass sich das Kurdische, diese uralte indogermanische Sprache, weiterentwickeln konnte. Das ist bis heute so: In Syrien steht das Schreiben und Sprechen der kurdischen Sprache unter Strafe. Bei Verhören der Polizei gibt es Prügel, wenn Kurden kein Arabisch verstehen. In der Türkei war dies im vergangenen Jahrhundert nicht anders. Jetzt versucht die türkische Regierung, den Eindruck einer Liberalisierung zu erwecken, und tut so, als ob sie es den Kurden erlauben würde, ihre Muttersprache in den Schulen zu sprechen. Ich halte das für Augenwischerei. Bisher hat sich der türkische Staat niemals mit den Problemen der kurdischen Bevölkerung ernsthaft befasst.

Hinzu kommt, dass die Kurden seit der Entstehung des osmanischen Reiches bis heute mit dem Ringen um ihre Unabhängigkeit und Eigenstaatlichkeit befasst sind. Dieser Kampf bestand unausweichlich in zahlreichen Aufständen. Es gab kaum Zeiten der Ruhe. Am schlimmsten hat die kurdische Sprache gelitten, als die arabisch-muslimischen Eroberer in diese Region kamen. Die mit Gewalt islamisierten Kurden mussten zwangsläufig die Sprache des Korans lernen, um die Rituale der neuen Religion zu praktizieren.
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