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Kurdistan und die Kurden - III


Auteur : Multimedia
Éditeur : Pogrom Date & Lieu : 1988, Göttingen
Préface : Pages : 136
Traduction : ISBN : 3-922197-23-X
Langue : AllemandFormat : 125x190 mm
Code FIKP : Liv. Ger. Van. Kur (3). N° 2305Thème : Général

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Kurdistan und die Kurden - III

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Kurdistan und die Kurden - III

Ismet Cherif Vanly

Pogrom

Die Kurden bilden in folgenden drei Regionen im Norden Syriens die Bevölkerungsmehrheit, und zwar vom Westen nach Osten: im Kurd-Dagh (Berg der Kurden), einem ausschließlich von Kurden bewohnten Gebirgsmassiv mit 360 Dörfern und einer kleinen Stadt, Afrin, nordöstlich von Aleppo und östlich von Alexandrette (Hatay) gelegen; in der Arab-Pinar-Region, der kleinsten der drei (120 Dörfer), östlich der Stelle, ander der Euphrat auf syrisches Gebiet Übertritt; im nördlichen Teil der Provinz Djazira, ein Gebiet, das sich über 280 Kilometer entlang der syrisch-türkischen Grenze erstreckt, 700 Dörfer, vier kleine Städte mit kurdischer Bevölkerungsmehrheit (Qamishli, Amuda, Derbasiya und Derik) und damit das größte der drei Kurdengebiete in Syrien.1
Diese drei kurdischen Regionen sind zwar gemäß der syrisch-türkischen Grenzziehung, wiesieimfranzösisch-türkischen Abkommen vom9. März 1921 festgelegt worden ist - Frankreich war damals Mandatar macht über Syrien - auf syrischem Territorium voneinander getrennt, geographisch sind sie jedoch die Verlängerung des benachbarten türkischen Kurdistan in südlicher Richtung. Zudem grenzt die Djazira ...



VORBEMERKUNG

In meinem Geleitwort zum 2. Band unserer Buchreihe »Kurdistan und die Kurden« hatte ich auf die besonderen Beziehungen zwischen Deutschen und Kurden hingewiesen, wie sie im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte entstanden sind. In keinem anderen europäischen Staat sind so viele kurdische Arbeitsemigranten, politische Flüchtlinge und Studenten aus allen vier Teilen Kurdistans ansässig geworden wie in der Bundesrepublik Deutschland, insgesamt etwa 400000 Menschen.

Während der vergangenen zwei Jahre hat nun überraschenderweise auch die kurdische Volksgruppe der Yezidi Türkisch-Kurdistan verlassen müssen und ist-fast geschlossen-nach Westdeutschland geflüchtet. Fast 15000 Yezidi leben jetzt als Flüchtlinge unter uns. Diese uralte vorchristliche und vorislamische Religionsgemeinschaft hat in ihren verstreuten Dörfern dem Druck der türkischen Behörden und der von ihnen aufgehetzten islamischen Nachbarn nicht mehr standhalten können. In ihre Ortschaften sind fremde Siedler eingerückt, die sich der Felder, Weiden und Gärten der Yezidi bemächtigt haben. Die Geschichte dieser religiösen Minderheit im türkischen Kurdistan ist wohl für immer zu Ende gegangen - die Bundesrepublik muß ihnen Schutz und dauernde Aufnahme gewähren wie einst den Hugenotten. Neben der Gesellschaft für bedrohte Völker sind es zahlreiche christliche Gemeinden, Bürgerinitiativen und Einzelpersonen, die sich der Flüchtlinge hier bei uns selbstlos angenommen haben und einen schweren Kampf gegen Behörden und Ministerien für das Bleiberecht dieser Menschen führen (vgl. Alexander Sternberg-Spohr, Gutachten zur Situation der Yezidi in der Türkei im Auftrag der Gesellschaft für bedrohte Völker, Göttingen im Mai 1988). Deutsche Politiker sind jetzt mehr als je zuvor moralisch verpflichtet, kurdischen Flüchtlingen aus dem Nahen Osten bei uns Asyl zu gewähren. Denn die Bundesrepublik hat nicht nur wie andere Staaten in Ost und West mit kontinuierlichen Waffenlieferungen zum steten Fortschreiten des Golfkrieges und somit auch zur Vernichtung Tausender kurdischer Zivilisten beigetragen, deutsche Politik hat seit dem 15. März 1988 auch das Grauen von Halabja mitzuverantworten. Fünftausend kurdische Einwohner der Stadt wurden durch einen einzigen Angriff der irakischen Luftwaffe Saddam Husseins mit Giftgas vernichtet. Spätestens nach einer Pressekampagne der Gesellschaft für bedrohte Völker im Sommer 1987 war es bekannt, daß bundesdeutsche Firmen wesentlich am Aufbau der Giftgasproduktion im irakischen Samarra beteiligt waren. Die Bundesregierung zog keinerlei Konsequenzen; die Staatsanwaltschaft, durch diese Aktion der Gesellschaft für bedrohte Völker aufmerksam geworden, ermittelt noch immer. Über Halabja wurde unter anderem auch Blausäure abgeworfen, jenes Giftgas, das in Auschwitz Anwendung fand. Trotzdem ging im Frühjahr 1988 kein Aufschrei durch unser Land-die Empörung hielt sich auch bei der Opposition in Grenzen. Auch das ist Bestandteil deutschkurdischer Beziehungen und mag erklären, warum eine Menschenrechtsorganisation eine derart umfangreiche Buchreihe zum kurdischen Problem herausgibt. Im 4. Band wird Vanly den Irakisch-Iranischen Krieg und den versteckten Völkermord an den Kurden beschreiben.

Zwar behandelt Ismet Cherif Vanly in dem vorliegenden 3. Band nur den kleinsten, nämlich den syrischen Teil Kurdistans, doch darüber hinaus wird hier die Situation der kurdischen Emigration im Nahen Osten, inder UdSSR und in Westeuropa beschrieben. Diese Emigration ist maßgeblich durch die unerträgliche Situation in der kurdischen Heimat, durch die dauernde Verfolgung durch die vier Okkupationsregimes entstanden. So können kurdische Literaten und Historiker fast nur in der Emigration arbeiten. Insofern kann das kurdische Exil heute zu Recht als einer der fünf Teile Kurdistans bezeichnet werden. Auch der Autor Ismet Chérif Vanly, in Syrien in Abwesenheit zum Tode verurteilt, in Genf Opfer eines Attentats irakischer UN-Diplomaten, das er nur durch einen Zufall überlebte, teilt seit Jahrzehnten mit Hunderttausenden seiner Landsleute das Schicksal der Emigration. Dabei hat er sich als Politiker und Historiker in den Dienst der kurdischen Sache gestellt und ist zu einem der bedeutendsten Sprecher der kurdischen Intelligenz im Exil geworden.

Als früherer Repräsentant der kurdischen Revolution unter Barzani in Genf teilt Vanly die besondere Toleranz dieser Bewegung gegenüber Minderheiten in Kurdistan. In diesem Zusammenhang ist auch das Kapitel über die heute in Israel ansässigen Juden aus Irakisch-Kurdistan zu sehen. General Mustafa Barzani hatte die Minderheiten wie die Assyrer nestorianischer und chaldäischer Konfession sowie die Yezidi in seine kurdische Befreiungsbewegung integriert. Der Exodus der kurdischen Juden nach Israel hatte allerdings schon vorher in den Fünfziger Jahren stattgefunden.

Die kurdischen Juden bildeten jahrhundertelang trotz ihrer weitgehenden Integration in die kurdische Gesellschaft eine sprachlich-ethnische und eine religiöse Minderheit. Wie die Assyrer sprachen sie als Muttersprache das Neuaramäische. Besonders bewegend ist der Reisebericht des bekannten israelischen Botanikers deutscher Herkunft Michael Evenari durch das irakische Kurdistan im August 1933 (vgl. Michael Evenari: Und die Wüste trage Frucht - ein Lebensbericht, Bleicherverlag, Gerlingen 1987, S. 76-84). Evenari schildert allerdings auch, daß die kurdischen Juden damals noch Leibeigene in den Dörfern der Kurden und auch der chaldäischen Assyrer waren und schon ihre Umsiedlung nach Palästina vorbereiteten. Dennoch fühlen sie sich bis heute kulturell und historisch ihrer kurdischen Heimat verbunden. Diese traditionelle Zugehörigkeit betont auch die Auswahl unseres Titelphotos.

Von besonderer Bedeutung für die gegenwärtige Diskussion dürfte Van-lys kommentierte Auswahl der geheimen US-Botschaftspapiere sein, die sich aus amerikanischer Sicht mit der Situation der Kurden im Nahen Osten befassen. So sei in diesem Zusammenhang nur auf die diplomatischen Bemühungen derTürkei hingewiesen, die angesichts derkurzlebi-gen de-facto-Autonomie des Jahres 1979 in Iranisch-Kurdistan den NATO-Partner USA um eine Garantie der territorialen Integrität des Iran bat.

Für die kritische Durcharbeitung der Manuskripte möchte ich im Namen der Redaktion herzlich Dank sagen: Dr. Erhard Franz, Hemreş Reşo, Abidin Sönmez und Alexander Sternberg-Spohr. Für Illustrationen und Photos danken wir Gara Rasul, Uschi Schopp und Maria Sido, Abidin Sönmez und Alexander Sternberg-Spohr.

Tilman Zülch



Syrisch-Kurdistan

Die Kurden bilden in folgenden drei Regionen im Norden Syriens die Bevölkerungsmehrheit, und zwar vom Westen nach Osten: im Kurd-Dagh (Berg der Kurden), einem ausschließlich von Kurden bewohnten Gebirgsmassiv mit 360 Dörfern und einer kleinen Stadt, Afrin, nordöstlich von Aleppo und östlich von Alexandrette (Hatay) gelegen; in der Arab-Pinar-Region, der kleinsten der drei (120 Dörfer), östlich der Stelle, ander der Euphrat auf syrisches Gebiet Übertritt; im nördlichen Teil der Provinz Djazira, ein Gebiet, das sich über 280 Kilometer entlang der syrisch-türkischen Grenze erstreckt, 700 Dörfer, vier kleine Städte mit kurdischer Bevölkerungsmehrheit (Qamishli, Amuda, Derbasiya und Derik) und damit das größte der drei Kurdengebiete in Syrien.1

Diese drei kurdischen Regionen sind zwar gemäß der syrisch-türkischen Grenzziehung, wiesieimfranzösisch-türkischen Abkommen vom9. März 1921 festgelegt worden ist - Frankreich war damals Mandatar macht über Syrien - auf syrischem Territorium voneinander getrennt, geographisch sind sie jedoch die Verlängerung des benachbarten türkischen Kurdistan in südlicher Richtung. Zudem grenzt die Djazira in der Gegend von Zakho an das irakische Kurdistan. Die Grenze zwischen Syrien und der Türkei stimmt deshalb nicht mit der der arabo-kurdischen Volksgruppe überein. Außerdem bleiben zwei Enklaven mit arabischer Bevölkerungsmehrheit in der Nordregion: nämlich einerseits Harran und andererseits ein Gebiet westlich von Djerablus - ganz zu schweigen von dem Distrikt Alexandrette, der von einerarabischen Mehrheit bewohnt war, als Frankreich ihn 1938 der Türkei zum Geschenk machte.

Schon seit der Antike bewohnen Kurden das nördliche Syrien. Als die Kreuzzüge gegen Ende des 11. Jahrhunderts begannen, waren die Kurden des Kurd-Dagh schon lange dort ansässig. Wahrscheinlich geht ihre Ansiedlung in dieser Region zumindest auf die Regierungszeit Antiochus’ des Dritten, des seleukidischen Königs von Antiochia, zurück (242 bis 187 v. Chr.), der sich wie seine Gegner, die Könige von Pergamon, kurdischer Söldner (»Kurti«) in seinen Kriegen in Kleinasien bediente (vgl. Titus Livius, XXXVII, 40; XLI1,58). Über die Zeit Christi berichtet Strabon (XI,xiii, 3), daß die Kurti und das Volk der Marden, die die Gegend von Zagros, Niphates und Atropaten (Aserbaidschan) und Armenien bewohnen, »wirklich derselben Rasse zugehören«. In den Darstellungen der antiken …

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