La bibliothèque numérique kurde (BNK)
Retour au resultats
Imprimer cette page

Agha, Scheich und Staat: Politik und Gesellschaft Kurdistans


Auteur :
Éditeur : Parabolis Date & Lieu : 1989, Berlin
Préface : Pages : 560
Traduction : ISBN : 3-88402-011-0
Langue : AllemandFormat : 145x210 mm
Code FIKP : Liv. Ger. Bru. Agh. N° 1404Thème : Général

Présentation
Table des Matières Introduction Identité PDF
Agha, Scheich und Staat: Politik und Gesellschaft Kurdistans


Agha, Scheich und Staat: Politik und Gesellschaft Kurdistans

M. M. von Bruinessen

Parabolis

Dieses Buch ist in starkem Maße von den Bedingungen der ihm zugrundeliegenden Forschungsarbeiten gekennzeichnet. Mehrere grundlegende Ideen entwickelte ich erst im Lauf meiner Feldarbeit, und es wäre wahrscheinlich nicht dazu gekommen, wären die Begleitumstände andere gewesen. Es ist demnach angebracht, zunächst etwas über diese Umstände zu sagen.
Mein Interesse an den Kurden wurde erstmals 1967 auf einer kurzen Reise in den Mittleren Osten geweckt, als ich noch Physikstudent war. Wie so viele Besucher vor mir, war ich von den Landschaften Kurdistans überwältigt; von der Gastfreundschaft seiner Bewohner angenehm überrascht, beeindruckten mich ihre Erzählungen vom nationalen Widerstand und dessen Unterdrückung. Es war der Beginn einer ganz und gar romantischen Faszination, die nur allmählich, im Laufe weiterer Besuche, einer realistischeren Einschätzung Platz machte. Die Faszination jedoch blieb, nicht zuletzt wegen der schwierigen politischen Lage der Kurden in allen Ländern, auf die Kurdistan aufgeteilt ist, und aufgrund der Tatsache, daß sie mit den jeweiligen Regierungen fortwährend im Streit lagen.
Ein anderes Ergebnis meiner Reisen war, daß sich ...


VORWORT DER HERAUSGEBER

Martin van Bruinessens Kurdistan-Buch ist ein Klassiker der vergleichenden Sozialforschung. Sein englischsprachiges Original ist nie im Buchhandel erschienen, trotzdem wird es von Wissenschaftlern und Experten als Standardwerk zitiert. Das B.I.V.S. veröffentlicht hiermit eine überarbeitete Fassung des ursprünglichen Manuskripts in deutscher Übersetzung.
Die Bundesrepublik ist mittelbar zu einem Nachbarn der kurdischen Region geworden: Mit der Zuwanderung von Arbeitnehmern und ihrer Familien aus der türkischen Republik kamen auch mehrere hunderttausend Menschen kurdischer Herkunft. Als Ausländer bleiben Kurden eine soziale Randgruppe und als Minderheit in der Minderheit fallen sie unter die simplen Politikmuster nationalstaatlicher Kategorien. So werden kurdische Kultur und Sprache aus den neuen multikulturellen Strukturen systematisch ausgegrenzt. Ihre Geschichte und ihre Traditionen werden offiziell nicht zur Kenntnis genommen, obwohl die Kurden selbst sich zunehmend ihrer Herkunft bewußt werden - auch als Antwort auf ihre kulturelle Marginali-sierung im Zuwanderungs- und im Herkunftsland.
Damit werden Probleme und Konflikte aus den Herkunftsländern in die Bundesrepublik transportiert. Die brutale Niederschlagung des kurdischen Widerstands im Irak und das Elend der Flüchtlinge in der Türkei und im Iran haben dies wieder in die Schlagzeilen gerückt und führten zu einer verstärkten Wahrnehmung des kurdischen Dilemmas. Wie in der Türkischen Republik, so wird auch in der BRD das Problem der kurdischen Minderheit zu einem breiter diskutierten Thema der Politik. Hier wird dort trifft eine solche offene Diskussion jedoch auf den Widerstand staatlicher Institutionen.
Martin van Bruinessen kooperiert seit einem Jahrzehnt eng mit dem B.I.V.S. Aus dieser Zusammenarbeit sind mehrere Publikationen entstanden, die für die Arbeit des Instituts selbst von zentraler Bedeutung sind. Das Buch Agha, Scheich und Staat ist nicht nur thematisch sondern auch methodologisch ein wichtiger Beitrag zur Arbeit des B.I.V.S.: Einerseits trägt es zu einem Verständnis von vergleichender Sozialforschung bei, das Ethnologie, Politologie, Soziologie, Ökonomie und Historiographie miteinander verbindet und über die Kategorisierung von Wissenschaft nach Lehrstuhldefinitionen hinausgehen will. Andererseits hält es sich an das Gebot des Bemühens um wissenschaftliche Objektivität, ohne den Blick aus der Perspektive der Betroffenen zu verlieren.
Die deutschsprachige Publikation wäre ohne das Engagement von Mitarbeitern des B.I.V.S. nicht denkbar gewesen. Wir bedanken uns bei Hildegard Bomheuer-Schröder, Birgit Brandt, Martina Schottes, Helga Seyb und allen anderen Mitarbeitern des B.I.V.S.

Berlin, März 1989
Jochen Blaschke

Vorwort

Dieses Buch ist Ergebnis von 1978 abgeschlossenen Forschungsarbeiten. Ich habe Teile des Manuskripts neu geschrieben, einige übertrieben detaillierte Ausführungen gestrichen und einige Bemerkungen über die Entwicklungen in Kurdistan hinzugefügt. An der wesentlichen Argumentation des Buches hat sich jedoch nichts Grundlegendes geändert. Seit 1978 ist eine Menge Literatur erschienen, die für die hier behandelten Themen von unmittelbarer Bedeutung ist. Wo es mir angemessen schien, habe ich in Form von zusätzlichen Fußnoten auf diese Publikationen hingewiesen. In ein oder zwei Fällen sah ich mich genötigt, aufgrund neuer Veröffentlichungen und eigener nachträglicher Ergebnisse meine ursprünglichen Ansichten zu revidieren (insbesondere hinsichtlich der AQ/rcu-Bewegung, siehe viertes Kapitel); ansonsten habe ich die meisten meiner Interpretationen und Formulierungen so belassen, wie sie waren, auch wenn ich mich heute anders ausdrücken würde.
Ich schulde vielen Personen und einigen Institutionen, die zum Entstehen dieses Buches maßgeblich beigetragen haben, großen Dank. Die ZWO (Niederländische Organisation zur Förderung der reinen Forschung) ermöglichte mir mit einem großzügigen Forschungsstipendium einen fast zweijährigen Aufenthalt im Mittleren Osten. Das Public Record Office (Staatsarchiv) in London gewährte mir Einblick in seine reichhaltigen Unterlagen mit der Erlaubnis, daraus zu zitieren. Meine Doktorväter an der Universität Utrecht, Professor Thoden van Velzen und vor allem Professor van Baal, gaben mir Rückhalt und Anregung; sie waren so klug, mir alle Freiheit zu lassen, die ich brauchte. Den größten Dank schulde ich jedoch allen meinen kurdischen Freunden, die mir in den verschiedenen Stadien meiner Forschungsarbeit beistanden. Viele von ihnen dürften es vorziehen, nicht namentlich erwähnt zu werden; ich danke ihnen anonym und widme ihnen dieses Buch.

Einleitung

Wie es zur Abfassung dieses Buches kam

Dieses Buch ist in starkem Maße von den Bedingungen der ihm zugrundeliegenden Forschungsarbeiten gekennzeichnet. Mehrere grundlegende Ideen entwickelte ich erst im Lauf meiner Feldarbeit, und es wäre wahrscheinlich nicht dazu gekommen, wären die Begleitumstände andere gewesen. Es ist demnach angebracht, zunächst etwas über diese Umstände zu sagen.
Mein Interesse an den Kurden wurde erstmals 1967 auf einer kurzen Reise in den Mittleren Osten geweckt, als ich noch Physikstudent war. Wie so viele Besucher vor mir, war ich von den Landschaften Kurdistans überwältigt; von der Gastfreundschaft seiner Bewohner angenehm überrascht, beeindruckten mich ihre Erzählungen vom nationalen Widerstand und dessen Unterdrückung. Es war der Beginn einer ganz und gar romantischen Faszination, die nur allmählich, im Laufe weiterer Besuche, einer realistischeren Einschätzung Platz machte. Die Faszination jedoch blieb, nicht zuletzt wegen der schwierigen politischen Lage der Kurden in allen Ländern, auf die Kurdistan aufgeteilt ist, und aufgrund der Tatsache, daß sie mit den jeweiligen Regierungen fortwährend im Streit lagen.
Ein anderes Ergebnis meiner Reisen war, daß sich meine intellektuellen Interessen von den Natur- zu den Sozialwissenschaften hin verlagerten. Ich belegte Lehrveranstaltungen in Ethnopologie und Soziologie und begann, mich unter dem Einfluß des politischen und intellektuellen Klimas der späten sechziger Jahre stark für Theorien zu interessieren, die sich mit der zusammenhängenden Problematik von Bauernaufständen, messiani-schen Bewegungen, Nationalismus und Klassenbewußtsein befaßten. Mir kam der Gedanke, daß die kurdische Geschichte ein nahezu ideales Prüffeld für viele dieser Theorien abgibt, da Kurdistan allein in diesem Jahrhundert zahlreiche Bauernrebellionen mit sowohl messianischen als auch nationalistischen Obertönen erlebt hat. Doch irgendwie schien sich der Fall der Kurden von anderen, bekannteren Fällen, die häufig zur Veranschaulichung von Theorien herangezogen werden, zu unterscheiden. Um es einfach auszudrücken: Die Kurden schienen rechtsgerichtet zu sein, wohingegen bäuerliche Revolutionäre vermeintlich linksgerichtet sein sollten.
Am Kurdenkrieg im Irak, der 1961 begann, erhöhte sich die Beteiligung der Bevölkerung nach und nach, so daß in den späten sechziger Jahren mehrere tausend Kurden, vorwiegend Bauern, aktiv am Guerillakampf gegen einander ablösende irakische Regierungen teilnahmen. In den Jahren …

 




Fondation-Institut kurde de Paris © 2024
BIBLIOTHEQUE
Informations pratiques
Informations légales
PROJET
Historique
Partenaires
LISTE
Thèmes
Auteurs
Éditeurs
Langues
Revues