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Sie bauten die ersten Tempel


Auteur :
Éditeur : Deutscher Taschenbuch Verlag Date & Lieu : 2006, München
Préface : Pages : 288
Traduction : ISBN : 978-3-423-34490-6
Langue : AllemandFormat : 135x210 mm
Code FIKP : Liv. Ger. Sch. bau. N° 3459Thème : Général

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Sie bauten die ersten Tempel

Sie bauten die ersten Tempel

Klaus Schmidt


Deutscher Taschenbuch Verlag


Ein sensationeller Fund im äußersten Südosten der heutigen Türkei zeigt einen Wendepunkt der Menschheitskultur: Vor fast 12000 Jahren errichteten Angehörige einer Jäger- und Sammler-Kultur am Berg Göbekli Tepe eines der eindrucksvollsten Heiligtümer der Menschheitsgeschichte. Aus gewaltigen Steinen formten sie menschengestaltige Pfeiler - die größten bis zu sieben Meter hoch und fünfzig Tonnen schwer - und verzierten sie mit kunstvollen Reliefs. Die Arbeiten müssen Jahrzehnte gedauert haben, und sie müssen von vielen hundert Menschen ausgeführt worden sein - sie setzen also einen gesellschaftlichen Organisationsgrad voraus, den man bislang für diese ferne Epoche nicht erwartet hat. Was genau diese Menschen bewegte, solch eine gewaltige Leistung zu vollbringen, wissen die Archäologen nicht, aber vieles spricht dafür, in den steinernen Wesen am Göbekli Tepe die stummen Zeugen eines Totenkults zu erkennen. Klaus Schmidt, Ausgräber dieses uralten Kultzentrums, erzählt die Geschichte seiner Entdeckung und lädt zu einer Expedition in diese ebenso fremde wie faszinierende Kultur ein.

Klaus Schmidt
ist Privatdozent für Prähistorische Archäologie und arbeitet als Referent für Prähistorische Archäologie Vorderasiens in der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts, Berlin.



VORWORT

Das vorliegende Buch verbindet Ergebnisse archäologischer Forschungen mit persönlichen Impressionen. Es will kein Kompendium mit dem Anspruch fachlicher Vollständigkeit sein, es will sowohl informieren als auch unterhalten. Da ich mich in den letzten Jahrzehnten vornehmlich mit der Thematik steinzeitlicher Kulturen Vorderasiens beschäftigt habe, dürfen meine Leserinnen und Leser gewiß sein, daß ihnen auf den folgenden Seiten wissenschaftlich nichts Wesentliches vorenthalten wird.

Was die Darstellung anbelangt, so habe ich mich um einen Kompromiß bemüht, den einerseits das Quellenmaterial - die archäologischen Funde -und andererseits die Rücksicht auf die Verständnismöglichkeit eines breiten Sachbuchpublikums erforderlich macht: Die Inhalte dieses Buches sind der Geschichte von Menschen gewidmet, die mehrere Jahrtausende vor den ältesten schriftlichen Überlieferungen lebten. Während die aus antiken Schriftquellen unmittelbar zu uns sprechenden Menschen recht gut verstanden werden können, sind die in Gestalt steinerner Zeugnisse erhaltenen Botschaften einer vor rund 10 000Jahren untergegangenen Kultur, sosehr wir uns auch darum bemühen, weitaus schwieriger zu erfassen. Diese Kluft darf nicht mit Geschichten und Spekulationen zugeschüttet werden, denn damit würde man weder dem berechtigten Informationsanspruch der Leserinnen und Leser noch den kulturellen Hinterlassenschaften unserer Vorfahren gerecht. Da die Objekte vielfach gar nicht oder nur wenig bekannt sind, müssen sie erst einmal selbst in den Mittelpunkt gerückt und in vielen Fällen auch im Bild vorgestellt werden, ehe man eine systematische und kontextbezogene Deutung in Angriff nimmt. Das heißt nun gewiß nicht, daß ich auf die Interpretation der Funde und den Versuch verzichte, die Lebenswelt ihrer Schöpfer zu begreifen und zu rekonstruieren, aber sie erfolgen behutsam. Deutung wird in dem Maße geboten, als sie für das Verständnis des Kontextes notwendig erscheint. Ob es mir gelungen ist, den Spagat zwischen gebotener Sachlichkeit und Anschaulichkeit zu vollziehen, müssen andere entscheiden.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht ein Fundplatz in der südöstlichen Türkei, der Göbekli Tepe. Dies hat zwei Gründe: Als Ausgräber dieses Platzes kann ich detailliert berichten, doch wäre das allein sicher nicht genug Anlaß gewesen, diesen Band zu schreiben. Der Göbekli Tepe birgt Neues und Besonderes. Ganz ähnlich wie in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts James Mellaart mit seinem Werk Qatal Höyük. Stadt aus der Steinzeit die archäologische Landschaft um neue Horizonte zu bereichern vermochte, so ermöglicht der Göbekli Tepe einen neuen und weitreichenden Vorstoß bei der Erkundung bisher unbekannter Gefilde der Menschheitsgeschichte.

Steven Mithens Buch After the Ice gab mir den entscheidenden Impuls, das lange geplante und Vorjahren begonnene Werk zu vollenden. Nicht, weil es nötig erschien, das Thema erneut darzustellen, sondern um das in After the Ice Begonnene fortzusetzen, denn Mithen konnte die Ausgrabungen am Göbekli Tepe, die damals wie heute noch in vollem Gange und in ihren wissenschaftlichen Konsequenzen jetzt erst allmählich abzuschätzen sind, verständlicherweise nur am Rande berücksichtigen. Andererseits wird im vorliegenden Band nicht der Versuch unternommen, die Steinzeit Vor-derasiens in toto darzustellen. Die Blickrichtung ist auf den Göbekli Tepe und seine Epoche fokussiert; die Perioden der Altsteinzeit aber werden -ebenso wie die Nachbarregionen, soweit sie für das Verständnis dessen, was am Göbekli Tepe zutage tritt, besonders wichtig sind - am Rande mit vorgestellt.

Der Titel dieses Buches lautet Sie bauten die ersten Tempel. Es sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, daß die Verwendung des Wortes Tempel in diesem Kontext nicht unumstritten ist. Ganz abgesehen von der Funktion als religiöse Stätte, impliziert der Begriff «Tempel» üblicherweise, daß ein zumindest teilweise nach oben geschlossenes Gebäude vorliegt. Gerade dieser Sachverhalt ist auch nach über zehn Grabungskampagnen für die wichtigsten und in dieser Abhandlung im Mittelpunkt stehenden Bauanlagen des Göbekli Tepe noch nicht abschließend geklärt. Ob diese Anlagen wirklich mit einem Dach versehen oder ob es ummauerte Heiligtumsbezirke unter freiem Himmel waren - in der Fachsprache der Archäologen hypäthrale Temenoi -, kann noch nicht entschieden werden. Jenseits der Frage «Teme-noi oder Tempel?» ist noch unklar, ob die ausgegrabenen Baustrukturen einst separierte, miteinander vielleicht korrespondierende, aber getrennte Einheiten bildeten oder ob sie ähnlich den Tempeln Maltas zu einem großen Baukörper verbunden waren. So wurde im Text vorläufig der unverfänglichere Begriff «Anlage» beibehalten, deren Benennung von A-E, wie auch die Zählung der Pfeiler von 1-43, dem Grabungsverlauf folgt.

Die im Text geübte terminologische Beschränkung auf den Begriff Anlage geht einher mit der Suche nach dem geeigneten Begriff. Daß es sich ganz offensichtlich nicht um Profanbauten, um (Wohn-)Häuser im übliehen Sinne, handelt, liegt auf der Hand. Die griffige Bezeichnung «Steinkreis» in die Überlegungen mit einzubeziehen, verbietet sich schon angesichts der Tatsache, daß die Anlagen auch eine quadratische Grundrißform aufweisen können. Der in Westeuropa für Steinkreise verwendete Begriff «Cromlech» scheidet aus dem gleichen Grund aus; auch erscheint es nicht angemessen, den Begriff eines anderen Kulturkreises an den Euphrat zu übertragen. Die Benennung «Tempel» bildet gleichsam eine Chiffre, die ihre Erläuterung im vorliegenden Band findet.

Gern hätte ich das vorliegende Buch Linda und Robert Braidwood überreicht, deren Lebenswerk die Arbeiten der jüngeren Forschergeneration ohne Zweifel entscheidend gelenkt hat. Das ist nun nicht mehr möglich, ich hätte das Buch etwas früher vollenden müssen, denn hochbetagt hat die Lebensspanne von Robert und Linda in der zehnten Dekade ihren Abschluß gefunden. Ob Robert für Steven Spielberg wirklich als Prototyp des Indiana Jones diente, sei hierbei dahingestellt. Ohne Zweifel war er ein außergewöhnlicher Vertreter der Archäologenzunft, der mit seiner Frau Linda eine kongeniale Partnerin zur Seite hatte. Die zusammen mit Halet Qambel 1964 begonnenen Ausgrabungen in (jlayönü erreichten zwar nicht die schnelle Popularität wie Qatal Höyük, doch die Ergebnisse aus Qayönü entwickelten sich langsam und organisch wohlgefügt zu einem entscheidenden Meilenstein auf dem Weg zum heute erreichten Forschungsstand.

Dem früheren Leiter der Abteilung Istanbul des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), Harald Hauptmann, gebührt das Verdienst, das türkisch-deutsche «Euphrar»-Projekt begründet und gefördert zu haben - eine Basis, ohne die dieser Band nicht hätte geschrieben werden können. Mit den 1983 begonnenen Ausgrabungen von Nevali (jlori führte er den in (jiayönü eingeschlagenen Weg fort ins archäologische Neuland. Erstmals traten großformatige Skulpturen aus Kalkstein ans Licht, die alles in den Schatten stellten, was an figürlichen Objekten aus der Steinzeit bekannt war.

Dem türkisch-deutschen Projekt kam fortan eine Sonderrolle in der von internationalen Arbeitsgruppen geleisteten Erforschung des vorderasiatischen Neolithikums, der Jungsteinzeit, zu. An keinem anderen Platz konnten Fragestellungen in der Art, wie es in Nevali CJori möglich war, entwickelt werden, denn nur in Nevali Qori bot sich damals eine Befundlage, die große Architektur und Kunst in bisher einzigartiger Weise verband. Und schnell stellten sich weitere Erfolge ein; der in Nevali (jlori gewonnene Kenntnisstand konnte noch ausgebaut werden. Ohne Zögern ermöglichte Harald Hauptmann 1995 in vorzüglicher Zusammenarbeit mit Adnan Misir und Eyüp Bucak vom Museum in Urfa die Fortsetzung des mir Nevali Qori begründeten Projekts «Urfa» an den neuen Plätzen am Gürcütepe und am Göbekli Tepe.

Die am Gürcütepe entdeckten Befunde waren wichtig, doch lassen sie sich ohne große Mühen in die lange Reihe erforschter steinzeitlicher Plätze Vorderasiens einfügen. Die Ausgrabungen am Göbekli Tepe bestätigen indes die schon zu Beginn der Unternehmung gewonnene Einschätzung, daß es sich um einen Ort handelt, der bisher ohne Vergleich dasteht. Er ist ein Monument der Menschheitsgeschichte, dem in naher Zukunft vermutlich das Prädikat «Weltkulturerbe» übertragen wird. Diese Aussage erfolgt nicht im Überschwang erster Entdeckerfreude, und sie ist mit Sicherheit nicht als Überschätzung der Befundlage zu bewerten. Sie ist zutreffend. Die Erforschung einer der entscheidenden Umwälzungen der Menschheitsgeschichte, eine Umwälzung, die in Vorderasien ihren Anfang nahm und vor bald einem Jahrhundert von Gordon Childe mit dem Schlagwort «neolithische Revolution» bezeichnet wurde und die den Übergang der Jäger- und Sammler-Gesellschaft zur Kulturstufe seßhafter Ackerbauern und Viehzüchter meint, hat mit dem Göbekli Tepe ein alles Bekannte überragendes Bodendenkmal erhalten.

Dank

In den Veröffentlichungsreihen des Deutschen Archäologischen Instituts werden die ausführlichen Einzeldarstellungen der Ergebnisse des Projekts «Urfa» vorgelegt werden. Es werden wohl mehrere Bände werden, die sich an die Fachkollegen wenden. Zwar wird in dem vorliegenden Buch in gewisser Weise auch bereits der Fachmann einen ersten Eindruck, sozusagen eine Vorschau auf das zu Erwartende, erhalten, aber dies steht nicht im Vordergrund - dieses Buch wendet sich an ein allgemeines Publikum, das der faszinierenden Welt unserer steinzeitlichen Vorfahren besonderes Interesse entgegenbringt. Dem Verlag C. H. Beck gebührt Anerkennung dafür, diesen Versuch einer Vermittlung wissenschaftlicher Forschung an ein breites Lesepublikum in der vorliegenden Form ermöglicht zu haben. Professor Volkert Haas hat seinerzeit den Kontakt zum Verlag hergestellt.

Ganz besonders danke ich Harald Hauptmann, der zusammen mit Adnan Misir und Eyüp Bucak vom Museum in Urfa die Ausgrabungen am Gürcütepe und am Göbekli Tepe ermöglichte. Ihnen und den immer hilfreichen Vertretern der türkischen Ancikenbehörde sei an dieser Stelle herzlich dafür gedankt, daß ich mir dem vorliegenden Band über die aufregenden Ergebnisse dieser Arbeit berichten kann. Mit diesem Bericht versuche ich nicht zuletzt, Resultate wissenschaftlicher Forschung einem breiten Publikum vorzustellen, die als Beispiel für eine erfolgreiche europäische Zusammenarbeit gelten dürfen und in deren Rahmen türkische und deutsche Wissenschaftler und Studenten mit Kollegen und Kommilitonen aus fast ganz Europa zusammenkommen.

Großen Dank schulde ich ferner Helmut Kyrieleis, Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) von 1989 bis 2003, und seinem Nachfolger Hermann Parzinger, die - beide von der Wichtigkeit dieser Forschungen überzeugt - die Unternehmung mit voller Kraft unterstützten und weiter unterstützen. Das gleiche gilt für Ricardo Eichmann, der als Erster Direktor der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts viel zum Gelingen des Projekts beitrug. Seit einigen Jahren bin ich Mitarbeiter dieser Abteilung. Dieser Sachverhalt wäre nicht besonders herauszustellen, hätte er nicht einen wichtigen Einfluß auf das Grabungsprojekt am Göbekli Tepe, das darzustellen die Hauptaufgabe dieses Bandes sein wird. In einem Arbeitsumfeld, das schlicht als vorzüglich charakterisiert …




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