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Einführung in die kurdische Literatur


Auteur :
Éditeur : Ararat Date & Lieu : 1994-09-01, Allemagne
Préface : Multimedia | Pages : 112
Traduction : ISBN : 3-9520545-3-4
Langue : AllemandFormat : 150 x 210 mm
Code FIKP : Liv. Ger. Uzu. Ein. N° 3132Thème : Littérature

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Einführung in die kurdische Literatur

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Einführung in die kurdische Literatur

Mehmed Uzun

Ararat

Der kurdische Schriftsteller Mehmed Uzun untersucht in dem vorliegenden Buch die kurdische Literatur aus wissenschaftlicher Sicht, wozu er Hunderte von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen zu diesem Thema heranzog.
Der Autor stellt nicht nur die Klassiker der kurdischen Literatur dar, sondern gibt einen Überblick über die gesamte kurdische Literatur. Mehmed Uzun zieht die Leserinnen in das Meer der kurdischen Literatur. Wer weiter in die kurdische Literatur einsteigen möchte, dem kann dieses Buch als Führer, als Einführung dienen. Am Ende des Buches fuhrt der Autor zahlreiche nützliche Quellen an...

Mehmed Uzun, 1953 in Siwerek (türkisch besetzter Teil Kurdistans) geboren, lebt seit 1977 im schwedischen Exil, nachdem er seit 1971 in seiner Heimat aufgrund politischer und journalistischer Tätigkeit verfolgt und mehrmals verhaftet worden war. Er ist Chefredakteur der Zeitschrift Hevi des Kurdischen Instituts, Paris, wo er auch die linguistische Zeitschrift Kurmanci herausgibt. Mehmed Uzun veröffentlichte neben umfangreicher literatur- und kulturkritischer Arbeiten bisher sechs Romane. Er ist Vorstandsmitglied des schwedischen Schriftstellerverbandes und Mitglied des schwedischen PEN-Clubs, von dem ihm kürzlich (Mai 1994) der Prinz-Wilhelm-Preis verliehen wurde.
Seine Bücher: „Tu“ (Du, Roman, 1984), „Mirina Kaleki Rind“ (Sterben eines alten Mannes, Roman, 1987), „Siya Evine“ (Der Schatten der Liebe, Roman, 1989), „Rojek ji Rojen Evdale Zeynike“ (Ein Tag aus dem Leben Evdale Zeynikes, Roman, 1991), „Destpeka Edebiyata Kurdi“ (Einführung in die kurdische Literatur, eine Studie, 1992), „Mirina Egideki“ (Sterben eines Helden, Legende, 1993), „Hez ü Bedewiya Penüse“ (Die Schönheit und die Kraft des Schreibers, Aufsätze, 1994), „Antolojiya Edebiyata Kurdi 1900-1990“ (Die Anthologie der kurdischen Literatur, 1900-1990, Anthologie, 1994).
Übersetzungen ins Kurdische: 1. The Mountain Language von Harold Pinter, erschienen unter dem Titel: „Zimane £iya“, Doz Yayinevi, 1991; 2. Hüzünbaz Sevi$melervon Yilmaz Erdogan, erschienen unter Titel: „Die schmerzhafte Liebe/Evina Keserkür“, zweisprachig; deutsche Version Yusuf Yegilöz, Ararat Publikation 1994.



VORWORT

Die kurdische Literatur wird verkannt, und ihre Erforschung ist noch sehr dürftig. Mit seiner Einführung versucht Mehmed Uzun aufzuzeigen, daß sie reicher ist, als allgemein angenommen wird.

Mehmed Uzun ist ohne Zweifel der hervorragendste unter den zeitgenössischen kurdischen Schriftstellern, die heute aufblühen. Er hat in bemerkenswerter Weise zur Renaissance einer Sprache und Literatur beigetragen, die fast am Aussterben war. Die 1923 von den alliierten Mächten mit der kemalistischen Republik unterzeichneten Friedensverträge haben das Los mehrerer Millionen Kurden besiegelt, die trotz ihres gewaltigen Widerstandes Bürger eines Staates geworden sind, der ihre Identität von Anfang an verneinte. Durch wiederholte drastische Verbote haben die türkischen Behörden die Kurden nicht nur ihrer Tradition und ihrer Kultur, sondern auch ihrer Sprache beraubt. Mehmed Uzun wurde in dieser feindlichen Umgebung 1954 geboren und, noch nicht 18jährig, verhaftet; der Beteiligung an einer kurdischen Widerstandsbewegung beschuldigt, wurde er zur Zwangsarbeit verurteilt. Kaum entlassen, wurde er erneut festgenommen. Mehmed Uzun blieb als einzige Alternative die Flucht ins Exil, die ihn nach abenteuerlichen Ereignissen nach Schweden führte, wo er mit andern Intellektuellen dazu beitrug, die nordkurdische Literatur wieder zum Leben zu erwecken, indem er sich aktiv an der Herausgabe von verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften in dieser Sprache beteiligte. Man kann sich nur schwer vorstellen, wieviel Mut es diese jungen Intellektuellen im Exil kostete, sich auf das Kurdische umzustellen, da sie ja bisher nur in türkischer Sprache schreiben durften. Sie mußten alles neu erfinden. Das hat auch Mehmed Uzun auf gelungene Weise getan, indem er sich dem Roman zuwandte.

Kurdisch wird von mehr als 25 Millionen Menschen gesprochen, die auf einem zusammenhängenden Territorium leben: in Kurdistan, d.h. „das Land der Kurden“. Kurdistan wurde jedoch nie zu ei nem eigenen Nationalstaat geformt, so daß sich die kurdischen Dialekte nie zu einer Einheitsprache vereinen konnten.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Kurden und das Land Kurdistan aufgeteilt zwischen der Türkei, dem Iran, dem Irak und Syrien trotz Protest der Kurden. Diese völkerrechtlich zwar unabhängigen Staaten, aber den weltweiten politischen Interessen der Großmächte unterworfen, wurden sehr rasch mit der Kurdenfrage konfrontiert. Das Schicksal der Kurden und die Förderung ihrer Literatur hingen von nun an von den diesbezüglichen Freiheiten ab, die ihnen in den einzelnen Ländern gewährt wurden.

Mehr als die Hälfte der Kurden werden Staatsbürger der türkischen Republik, in der die vorherrschende kem listische Ideologie eine Assimilationspolitik gegenüber ihrer kurdischen Bevölkerung betreibt. Der öffentliche Gebrauch der kurdischen Sprache wird strengstens untersagt. In diesem Teil Kurdistans, wo die Autoren der ersten großen Werke kurdischer Literatur gelebt hatten — Melaye Ceziri, der eigenartige §exe Senan, der Nationaldichter Ehmede Xani und viele andere — verkümmert nun die kurdische Literatur. Die unterdrückten Intellektuellen, verbannt oder ins Exil geflüchtet, finden sich wieder zusammen in Syrien — das unter französischem Mandat steht — und gemeinsam mit den Prinzen Celadet und Kamuran Bedirxan entwickeln sie ein kurdisches Alphabet in lateinischer Schrift, dem ein bemerkenswerter Erfolg zuteil wird, denn es wurde auf Anhieb von den gebildeten Kurmanci übernommen. Damaskus und Beirut werden zum Zentrum des Wiederauflebens des Kurinanci. Die kurdische Literatur in Kurmanci hätte sich so weiter entfalten können, wenn nicht das 1945 unabhängig gewordene Syrien den literarischen kurdischen Aktivitäten. einen Riegel geschoben hätte; einmal mehr verkümmert das Kurmanci.

In der jungen Sowjetunion wurden die Kurden trotz ihrer kleiner Anzahl als „Nationalität“ anerkannt. Daher kamen sie in den Genuß der staatlichen Förderung: Schulen, Zeitungen, Verlage. Die sowjetische Kurdologie entwickelt sich rasch und steht bald weltweit auf dem ersten Platz. Zahlreiche brillante kurdische Spezialisten aus dem Irak und Syrien kamen, um sich an der Seite der sowjetischen Wissenschaftler weiterzubilden. Eine kurdische Elite, Dichter und Schriftsteller, entfaltete sich und veröffentlichte ihre Werke, zuerst im lateinischen Alphabet, ab Ende der dreißiger Jahre im kyrillischen Alphabet, das bis vor kurzem noch für die kurdischen Publikationen benutzt wurde. Der Zweite Weltkrieg und seine schwerwiegenden Folgen für die Völker der Sowjetunion — auch für die kurdische Bevölkerung — ebenso wie das seinerzeit aufgedrängte kyrillische Alphabet isolieren nun die sowjetischen Kurden von der Außenwelt und besonders von ihren Landsleuten in der Türkei, im Iran, im Irak und in Syrien, welche keinen Zugang — oder sehr wenig — zu den beachtenswerten Leistungen der sowjetischen Kurden haben.
Während das Kurmanci im Lande, in dem die Mehrheit der Kurden leben, unterdrückt wird, konnte sich die kurdische Literatur im jungen irakischen Staat — unter britischem Mandat — entwickeln. Das Zentrum des kulturellen Lebens der kurdischen Welt verlagerte sich damals bald in den Irak, wo die Kontakte mit fremden literarischen Publikationen den Horizont der kurdischen Literaturkreise erweitert. Der Wortschatz erneuert und modernisiert sich. Die Entwicklung der Presse nach 1920 verhilft dem Sorani — das inzwischen zur Standardsprache der irakischen und iranischen Kurden geworden ist — zum endgültigen Durchbruch und gewinnt bald eine weit größere Bedeutung als das Kurmanci. Die kurdischen Gelehrten, denen die irakischen Behörden ihrerseits das arabische Alphabet aufgezwungen hatten, machten sich daran, dieses Alphabet der kurdischen Sprache anzupassen, indem sie einige überflüssige Zeichen fallenließen und einige weitere diakritische Zeichen hinzufügten, um die besonderen Töne ihrer Sprache wiedergeben zu können. Dieses Alphabet wurde sogleich auch von den kurdischen Gelehrten im Iran übernommen. Die ab 1920 begonnenen Arbeiten haben sich nach dem Umsturz der haschemitischen irakischen Dynastie 1958 und der Gründung der ersten kurdischen Universität in Sulaimaniya, vor allem aber solange das historische Abkommen vom 11. März 1970 und die 1971 gegründete kurdische Akademie der Wissenschaften in Bagdad andauerten, erstaunlich entwickelt.

Zum Unglück ihrer Aufteilung unter mehreren zentralistisch geführten und ihnen dazu noch feindlich gesinnten Staaten sind die Kurden noch damit konfrontiert, daß ihre Sprache in mehrere Dialekte aufgeteilt ist, die in verschiedenen Alphabeten geschrieben werden. Diese Hindernisse sind oft unüberbrückbar und hindern die kurdischen Gelehrten der Türkei am Zugang zu den wissenschaftlichen und literarischen Werken ihrer Landsleute in der ehemaligen Sowjetunion und im Irak, welche trotz immerwährender Schwierigkeiten ausgezeichnete Arbeiten veröffentlichen, sei es in Gebieten der Sprachwissenschaft, der Soziologie, der Belletristik, der Geschichte oder andern Wissenschaften.

Die „Einführung in die kurdische Literatur“ von Mehmed Uzun will das intellektuelle Interesse seiner Landsleute in Türkisch-Kurdistan fördern, die seit der Gründung der türkischen Republik unter einer grausamen kulturellen Unterdrückung leiden. Indem er sie dazu ermutigt, sich für die reiche kurdische Literatur der andern Teile Kurdistans zu interessieren, trägt Mehmed Uzun nicht nur dazu bei, das Kurmanci weiter zu entwickeln, sondern er knüpft auch Bande zwischen den geteilten, getrennten oder ins Exil vertriebenen Kurden, welche heute eine der schwierigsten und blutigsten Periode ihrer Geschichte durchgehen müssen. Darin liegt wohl der größte Verdienst dieser „Einführung“, die auf glückliche und intelligente Weise die Tarixa Edebyeta Kurdi (Geschichte der kurdischen Literatur) von Qanate Kurdo (Stockholm 1983,1985) ergänzt. Es ist zu hoffen, daß diese ausgezeichnete Arbeit von Mehmed Uzun den Auftakt bildet zu weiteren Veröffentlichungen und immer engere Bande unter dem kurdischen Volk knüpfen werde.

Joyce Blau (übersetzt von Marguerite Reut)
Paris, den 1. Juli 1994

1. Einleitung

Dieser Studie zur Literatur ist eine politische Erläuterung vorangestellt, was für einen literarischen Text ungewöhnlich, vielleicht belanglos, erscheinen mag. Bei einer Darstellung der kurdischen Literatur jedoch, muß zunächst auf die Politik, auf die politischen Umstände, unter denen Kurdistan sich befindet, eingegangen werden. In Kurdistan ist alles, auch die Literatur, sehr eng mit den politischen und sozialen Bedingungen verknüpft. Ein so starkes Band zwischen Literatur und Politik findet sich kaum irgendwo sonst auf der Welt?

Seit 1071 ist das Land Kurdistan ständig der Gefahr der Vernichtung ausgesetzt. Das Jahr 1071, als erstmalig türkische Stämme in größerem
Umfang nach Anatolien drangen und begannen, sich an diesem Knotenpunkt der Zivilisationen anzusiedeln, ist für die Kurdinnen von äußerster
Bedeutung. In jenem Jahr wurden die Bewohnerinnen Anatoliens, die Byzantinerinnen und Kurdinnen, in Malazgirt* besiegt. Für beide wurde diese Niederlage der Beginn einer nicht enden wollenden Tragödie. Für die Byzantinerinnen markierte 1071 den Anfang vom Ende, mit der Einnahme Konstantinopels durch die Türken 1453 wurde das byzantinische Reich aus der Geschichte gestrichen.

Für die Kurdinnen begann nach der Niederlage von Malazgirt* ein Leben in ständiger Unterdrückung und Spaltung. Seit jenem Tag kämpfen die Kurdinnen ununterbrochen, um sich gegen fremde Unterdrückung und Okkupation zu wehren. Die erste tatsächliche Eingliederung der Kurdinnen und Kurdistans in das Osmanische Reich geschah unter Yavuz Selim I. (reg. 1512-1520). Sultan Selim lag mit dem iranischen Reich der Safawiden, der zweiten Großmacht der Zeit, im Kampf und band die kurdischen Fürstentümer mit Versprechungen und Verträgen an sich. Die Kurdinnen kämpften in Qaldiran am Van-See in den Reihen Sultan Selims gegen das iranische Heer Schah Ismails? Als Gegenleistung gewährte Sultan Selim den ihm verbundenen kurdischen Fürstentümern das Recht auf die eigen …




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