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Entwicklungspolitische Untersuchungen zur islamischen Herausforderung


Auteur :
Éditeur : Deutsches Orient-Institut Date & Lieu : 1983-01-01, Hamburg
Préface : Pages : 316
Traduction : ISBN :
Langue : AllemandFormat : 210 x 295 mm
Code FIKP : Liv. Ger. Kha. Ent. N° 741Thème : Général

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Table des Matières Introduction Identité PDF
Entwicklungspolitische Untersuchungen zur islamischen Herausforderung

Entwicklungspolitische Untersuchungen zur islamischen Herausforderung

D. Khalid
G. Hansen

Deutsches Orient-Institut

Pie "Re-Islamisierung" ist eine amorphe Strömung mannigfacher Tendenzen, die in der islamischen Welt in den siebziger und achtziger Jahren nieder Auftrieb hat, nachdem es eine ähnliche Welle bereits Ende der dreißiger bis Anfang der fünfziger Jahre gab. Pamals /.‘ar sie eine Art Vorstufe bzw . ein Wegbereiter des Nationalismus (Panarabismus, Pakistanische Loslösung von Indien etc.), der sich dann als stärkere Loyalität erwies (soweit es zum Konflikt kam) und schließlich die sich auf den Islam als politische Ideologie berufenden Kräfte neutralisierte oder gar in den Untergrund abdrängte.
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VORB EMERKUNGEN

Die Ende 1979 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit ausgeschriebene Studie über die Auswirkungen der Re-Islamisierung unter entwicklungspolitis'chen Aspekten wurde im Frühjahr 1980 beim Deutschen Orient-Institut in Auftrag gegeben. Das zusammenfassende Schlußgutachten ist im März 1982 erschienen (D. Khalid: Re-Islamisierung und Entwicklungspolitik. Weltforum Verlag. München/Köln/London 1982. Forschungsberichte des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit; Bd. 30).
Für die Endfassung des Gutachtens konnten die Einzelstudien nur in -teilweise sehr kurzen- Auszügen bzw. in zusammenfassender Form Verwendung finden. Angesichts der Tatsache, daß die Forschung über die konkreten Auswirkungen der "islamischen Herausforderung" auf die entwicklungspolitischen Konzeptionen und Strategien einzelner islamischer Länder noch in den Anfängen steckt, lag es deshalb nahe, die Einzelstudien in toto im Rahmen der Mitteilungen des Deutschen Orient-Instituts zu veröffentlichen. Nach den Regeln des Auftraggebers war dies freilich erst nach dem Erscheinen des Schlußgutachtens möglich.
Die Bearbeitung der Beiträge lag bei D. Khalid und G. Hansen.
Um den redaktionellen Aufwand in Grenzen zu halten und das Erscheinen des Bandes nicht weiter zu verzögern, ist davon Abstand genommen worden, die Manuskripte von Anfang bis Ende formal durchzuarbeiten, dies wurde lediglich für die einzelnen Beiträge geleistet. Hinsichtlich der Transskription von Eigennamen und Begriffen haben die Autoren von Fall zu Fall eigene Regeln befolgt. Hier sind zwar leichte Angleichungen vorgenommen worden, doch ist nicht systematisch in die Transskription eingegriffen worden.

(A) Pie politische Lage

1. Pie "Re-Islamisierung" als generelles Phänomen: Pritt-Welt-Nativismus

Pie "Re-Islamisierung" ist eine amorphe Strömung mannigfacher Tendenzen, die in der islamischen Welt in den siebziger und achtziger Jahren nieder Auftrieb hat, nachdem es eine ähnliche Welle bereits Ende der dreißiger bis Anfang der fünfziger Jahre gab. Pamals /.‘ar sie eine Art Vorstufe bzw . ein Wegbereiter des Nationalismus (Panarabismus, Pakistanische Loslösung von Indien etc.), der sich dann als stärkere Loyalität erwies (soweit es zum Konflikt kam) und schließlich die sich auf den Islam als politische Ideologie berufenden Kräfte neutralisierte oder gar in den Untergrund abdrängte.
In den siebziger Jahren gewann die "Re-Islamisierung" erneut an Boden, als sich herausstellte, daß die meisten säkular-nationalistischen Regierungen weder die ersehnte Unabhängigkeit von den Großmächten noch den wirtschaftlichen Fortschritt verwirklichen konnten. Nationalstaatliche Konflikte zwischen muslimischen Ländern brachten vielmehr für die Bevölkerung neue Plagen (lokale Kriege, Vertreibungen, Reisebeschränkungen, Familient'ennungen etc.), die die Massen sehnsüchtig von den Zeiten islamischer Großreiche (Osmanen, Moghuls) träumen ließen. Hinzu kam eine zunehmende Identitätskrise, eine religiös-kulturelle Verunsicherung als Resultat der Aufweichung traditioneller Werte ohne durchdachte Ersetzung durch ein neues Wertsystem, ein tief empfundenes Unbehagen über Persönlichkeitsverlust durch blindes Nachäffen einer technisch wohl überlegenen Welt, deren Moral aber aus traditionalistisch islamischer Sicht zumindest zweifelhaft ist - und die sich außerdem auch selbst in Frage zu stellen scheint.
Als Folge ergab sich in den meisten islamischen Ländern eine Bewußtwerdung der kulturellen Errungenschaften ihrer Vergangenheit. Liese Tendenz ist Bestandteil eines allgemeinen Pritt-Welt-Phänomens, Ja ist sie nicht einmal auf die Pritte Welt beschränkt, sondern hat ihre Ableger in fast allen Ländern und Kulturen. Im Bereich des Islam gebärdet sich dieser Nativismus wohl deshalb so heftig, weil der Islam als kulturelles Phänomen besonders stark die Identität seiner Anhänger bestimmt, neben dem Judentum wahrscheinlich stärker als andere Kulturen. Selbst wenn man an dieser Aussage Einschränkungen vornehmen müßte, bliebe immer noch als Sonderfaktor die relative Jugend des Islam: die Erinnerung an islamische Größe ist frischer, weil sie weniger weit zurückliegt. Die Versuche mehrerer Regierungen, die Identifizierung zugunsten vorislamischer nationaler Vergangenheiten zu verschieben, scheiterten zumeist, weil diese nicht faßbar gemacht werden konnten ("Pharaonismus", Persepolis, Gandhara und Industalkultur, alttürkische Mythologie, etc.). Die geographische Ausdehnung des islamischen Bereichs, die zahlenmäßige Stärke seiner Anhänger, sowie die Tatsache, daß er auf einer noch immer dynamischen Religion beruht, die sich'gerade unter den ‘'Getretenen" noch ausbreitet (Südafrika, Schwarze in den USA, Kastenlose in Indien, etc.), sorgen für einen unverminderten Stolz auf die Zugehörigkeit zum Islam. Der Masse der Muslims gilt der Islam entweder als Speerspitze der Emanzipationsbewegung, oder sie setzen gar Islam und Dritte Welt gleich - der Rest wird als Anhang gesehen. Ausschlaggebend für diese Art der Identifizierung ist das allgemein verbreitete Gefühl, speziell wegen der Zugehörigkeit zum Islam diskriminiert zu sein - auf Weltebene. Der europäische Kolonialismus habe sich primär den Islam als Feind vorgenommen, mehr als'andere Kulturen, und an dieser Einstellung habe sich bei den Großmächten kaum etwas verändert. Die Beweise dafür seien Palästina und Afghanistan. Die "Re-Islamisierung" definiert sich nicht selten als religiös-kulturelle und politische Abwehrmaßnahme.
Als 'breit angelegter Nativismus hat die "Re-Islamisierung" Allgemeingültigkeit und eine weitverbreitete Anhängerschaft. Die Hervorhebung der islamischen Kultur - von der Rückbesinnung auf die Philosophie bis zu Neubelebung der Folklore - ist nur zu natürlich und kann aus objektiver kultureller bzw. humanistischer Sicht kaum anders als förderlich für die weitere Entwicklung der betroffen Völker betrachtet werden. Eingesetzt hatte diese Entwicklung zwar meist schon vor der Erlangung der jeweiligen staatlichen Unabhängigkeit, nur hat sie relativ lange gebraucht, um voll in Gang zu kommen. Letztlich speist sich die Suche nach "Rückhalt im-'Eigenen" zu einem nicht unerheblichen Maß aus euro päischen Quellen. In mancher Weise reflektiert sie sogar Elemente aus der Studentenrevolte von 1968, die die Studenten aus islamischen Ländern besonders tief ergriff. "Alternative Lebensweise" und andere Modeerscheinungen spielen ebenfalls hinein. Im allgemeinen haben solche Tendenzen angesichts der Zustände in den Dritt-Welt-Ländern eine noch stärkere Anziehungskraft.

2. Der Islamismus (Fundamentalismus) als ein Sonderphänomen

Diese generelle "Re-Islamisierung", als ein Nativismus mit wenig scharfen Konturen und mannigfaltigen Ausformungen und Untertendenzen, sollte nicht verwechselt werden mit dem spezifischeren Phänomen des "Islamismus" . Dabei handelt es sich um eine politische Ideologisierung, die zwar ebenfalls in unterschiedlichen Tendenzen zersplittert ist, sich aber dennoch als ein relativ einheitliches Sonderphänomen analysieren läßt. Europäische Autoren sprechen meist von integralistischem Islam oder Fundamentalismus. Die von den Protagonisten selbst gebrauchte Bezeichnung "Islamismus" bietet aber bereits Aufschluß darüber, was gemeint ist, nämlich, Ablehnung aller "ausländischen Ismen ", also kein Kapitalismus und kein Kommunismus (Khomeini: weder West noch Ost!), sondern Islamismus. Hier steht Islam weniger für eine Kultur, nicht einmal für Religion im geläufigen Sinn, sondern für eine politische Ideologie. Zweifellos handelt es sich um eine nativistische Ideologie, da sie ihren Bezugsrahmen weitgehend aus den Quellen eines Goldenen Zeitalters (7. Jahrh.) und mittelalterlichen Gesellschaftsformen bezieht. Sie ist aber gleichzeitig eine moderne Ideologie (auch eine in mancher Hinsicht modernistische), da sie in den dreißiger Jahren entstand - unter dem Eindruck des europäischen Totalitarismus. Bis zum 2. Weltkrieg wurde eine gewisse Bewunderung für den Faschismus von den Gründervätern .des Islamismus nicht einmal verhohlen. Vor allem die Organisationsformen und die System-haftigkeit des Faschismus übten eine starke Faszination aus. Die Symptome islamistischer Herrschaft kommen denen des Faschismus am nahesten.
Der Islamismus erfaßt zahlenmäßig nur eine Minderheit unter den Muslims. Außerhalb der Welt des Islam wird er allgemein überschätzt, zum Teil wohl deshalb, weil man zwischen der "natürlichen" bzw. gewissermaßen "selbstverständlichen" Re-Islamisierung
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