Die Marwâniden von Diyâr Bakr
Thomas Ripper
Ergon
In der Geschichte der Kurden1 bezeichnet vorwiegend das elfte Jahrhundert n.Chr. eine Epoche der staatlichen Eigenstândigkeit mehrerer Fürstentümer. Von jenen kurdischen Emiraten hatte das der Marwâniden die deutlichsten Spuren hinterlassen. So zeugen die Berichte in den muslimischen und christlichen Chroniken des mittelalterlichen Orients sowie manche bis heute erhaltenen baulichen Überreste von der kulturellen Blüte und dem wirtschaftlichen Reichtum im Staate der Marwâniden. Statt in den bisherigen kurdischen Kemgebieten, den Gebirgen ôstlich des Tigris, richteten sich die Marwâniden mit ihrer Herrschaft über die Region Diyâr Bakr2 und die Gegend nôrdlich des Van-Sees in einem fur den stâdtischen Handel bedeutenden Land ein, welches bis dahin noch zum GroBteil von Christen - Jakobiten und Armeniern - bewohnt war. In erster Linie sind die Marwâniden fur die kurdische Geschichte von Bedeutung, da sie in den noch von ihrer byzantinischen und arabischen Vergangenheit geprâgten reichen Handelsstâdten Diyâr Bakrs, wie Àmid3 oder Mayyâfàriqïn,4 eine kurdische Herrschaft errichteten und da ihre Herrschaft die verstârkte kurdische Immigration nach Diyâr Bakr einleitete - eine Entwicklung, die schlieBlich Diyâr Bakr zu einem Zentrum des kurdisch bewohnten Gebietes werden lieB. In den Kapiteln 4-6 der vorliegenden Untersuchung steht neben diesen die ... |